Jubiläum und Rückkehr eines wichtigen Bildes nach Burgau
Historischer Verein Burgau Stadt und Land e.V. feiert sein 20-jähriges Jubiläum
und bringt ein verloren geglaubtes Ölbild von Anton Baur zurück
Der Historische Verein Burgau Stadt und Land e.V. wurde nach vielen Jahren Vorlaufzeit am 20. Oktober 2003, im Traditionsgasthaus „Zur Schwalbe“ aus der Taufe gehoben. Ein kleiner Kreis an historisch Interessierten in unserer Markgrafenstadt kontaktierten schon mindestens fünf Jahre lang immer wieder miteinander, um die endgültige Gründung eines HISTORISCHEN VEREINS BURGAU bewerkstelligen zu können. Dr. Josef Jostan (+) war derjenige, der die Interessierten bündelte und dann auch am 20. Oktober 2003 der 1. Vorsitzende dieses weiteren Vereins in Burgau wurde.
Irmgard Gruber-Egle wurde zur zweiten Vorsitzenden gewählt, Waltraud Pfob zur Schriftführerin, Fridolin Merz zum Kassierer und Helmut Findler, Norbert Kastner (+), Arno Kohl und Johann Riederle (+) waren die neu gewählten Beisitzer. Als Kassenprüfer konnten wir Hans Rehklau (+) und Sabine Fischer gewinnen.
Der Verein hatte bereits innerhalb eines Jahres ca. 220 Mitglieder und trotz vieler, leider verstorbenen Mitglieder und auch Austritte aus Altersgründen haben wir derzeit einen Mitgliederstand von ca. 245 Personen.
Aber noch ein wenig zurück zu unseren Anfängen. Es stellte sich dann sofort die Frage wo können wir mit unseren Archivalien hin, wo bringen wir sie unter? Sie fragen sich bestimmt, wo wir gleich zu Beginn unseres Vereinslebens Archivalien her hatten? Dr. Jostan, Norbert Kastner und einige Mitglieder hatten schon vor der Vereinsgründung kräftig gesammelt, gekauft (auf eigene Rechnung) und wir bekamen gleich nach der Gründung auch sehr interessante Schenkungen. Es handelte sich bei den meisten Archivalien um alte Nachschlagwerke, Schriften, historische Bücher, Jahrbücher aus dem 18. und 19. Jahrhundert und historische Karten.
Da ergab sich 2005 die Möglichkeit den Stadtturm von Burgau, Burgaus Wahrzeichen, zu mieten. Dr. Jostan stellte an die Stadt Burgau, damals unter Bürgermeister Barm, den Antrag den Blockhausturm anzumieten und bei der fälligen Renovierung tatkräftig mitzuwirken. Der Kostenrahmen wurde auf ca. € 81.000 festgelegt, in dem Eigenleistungen des Historischen Vereins in Höhe von ca. € 32.000 enthalten waren. Am 27. September 2005 stimmte der Stadtrat dem Antrag des Historischen Vereins zu und wir konnten den Antrag auf „Denkmalpflegerische Erlaubnis“ über die Stadt Burgau beim Landratsamt Günzburg stellen.
Stadtturm Burgau
Das Architekturbüro Arno Kohl erhielt von der Stadt den Auftrag zur Bauleitung und unsere Vorstandsmitglieder Fridolin Merz und Helmut Findler waren vereinsseits die Baukoordinatoren.
Alles soweit erledigt und dann konnte es losgehen.
Zwischenzeitlich war die Vorstandschaft aber auch mit anderen Anliegen und Belangen befasst.
Unsere Satzung sieht vor, dass wir jedes Quartal eine Vorstandssitzung und einmal im Jahr eine Mitgliederversammlung abhalten.
Von Anfang an, war Dr. Jostan die Nutzung der gläsernen Schaukästen im Foyer des Rathauses ein besonderes Anliegen.
Ich darf nur an einige kleine, aber sehr feine Ausstellungen erinnern, „Omas Küche“, „Burgau im Mittelalter“, „Fasching“, „Weihnachten“ mehrmals, „Glaserkunst“, „Kupferschmied“, „Wallfahren“, „Ostern“ mehrmals, „Schule einst“, „Zinngießer“ und „Puppen und altes Spielzeug“. Alle zu nennen würde unseren Rahmen sprengen.
Ausstellungen des Hist. Vereins Burgau im Foyer des Rathauses von oben nach unten,
Wallfahren, Weihnachten und Omas Küche
Aber die Arbeiten im Stadtturm hatten Fahrt aufgenommen und eine Gruppe von Mitgliedern unter der Federführung von Helmut Findler und Fridolin Merz, entsorgten auf ihren Rücken, eine andere Möglichkeit ließen die schmalen Treppen gar nicht zu, zentnerweise alten Putz, jede Menge abgelöste Tapeten, baufällige Holzteile und auch noch Holz- und Kohlevorräte der vorherigen Bewohnerin entsorgt werden.
Wieder auf ihren Rücken schleppten sie Kabel, Fliesen, Fliesenkleber, Farben und noch vieles mehr wieder in den Turm. Größere Ausbesserungsarbeiten wurden von der Stadt Burgau oder von beauftragten Firmen erledigt. An dieser Stelle muss auch erwähnt werden, dass unser Stadtbaumeister Werner Mihatsch sehr eng und wohlwollend die Maßnahmen begleitet hat!
Es gab natürlich eine weitere Schwierigkeit, wir mussten uns an die Vorgaben der Denkmalschutzbehörde halten und dies erledigten Hans Riederle und Norbert Kastner, fast bis an ihre physischen und psychischen Grenzen gehend, mit Bravour.
Wir führten dann auch bereits seit 2004 jährliche eine sogenannte „Halbtages-Exkursion“ durch, die uns nach Ulm, Augsburg, Blaubeuren, Nördlingen, Ochsenhausen, Mindelheim, Lauingen, Dinkelsbühl, Landsberg, Weißenhorn, Steinhausen, Biberach, Warthausen und Neuburg/Do. Diese Exkursionen arbeitet aus und organisiert immer schon Irmgard Gruber-Egle.
Um das Thema mit unserem Turm abzuschließen, darf dann gesagt werden, dass wir 2008 den Turm möblierten, mit den Archivalien einzogen und 2009 musste noch einmal eine Kleinigkeit verbesset werden, wir benötigten eine beheizte Dachrinne, damit der Oberflächenwasserabfluss nicht auch das Nachbarhaus bei Minustemperaturen beschädigen würde.
Turminnenansicht 3. Obergeschoss
Archiv im 2. Obergeschoss des Stadtturms
Aber kaum eingezogen, stellte sich die nächste Problematik! Wir hatten zwischenzeitlich nicht nur Archivalien aus Papier, sondern alles erdenklich Mögliche: Grenzsteine, altes landwirtschaftliches Kleingerät, altes schönes Geschirr aus Porzellan und Steingut, alte Gläser, Zinnsachen aller Art, Versehgarnituren, alte Gebetbücher und Bibeln, alte Schulbücher und den fotografischen Nachlass von Albert Vogele, die Familienunterlagen von Anton Baur und etliche Stammbäume von eingesessenen Burgauer Familien. Und vieles, vieles mehr!! WOHIN mit all den Sachen??
Von 2012 bis 2021 konnten wir dies in einem sog. „lebensmittelechten“ Keller bei der ehemaligen Elektro-Firma Riethmüller einlagern. Seit 2021 sind wir mit unserem stets und ständig wachsenden Depot im ehemaligen „Schützenheim“ der Gemeinde Hafenhofen untergekommen.
Derzeit bemühen wir uns um einen Teil des Gebäudes der ehemaligen „Glaserei Eggstein“, bzw. des ehemaligen historischen „Stadtschreiberhauses“ in der Norbert-Schuster-Straße.
Wir versuchen auch am kulturellen Leben in Burgau teilzunehmen und stellten und stellen uns als Infostandbesetzung bei den „Historischen Festen“ zur Verfügung und boten in der Vergangenheit dort auch zwei Vorträge zu geschichtlichen Ereignissen an. Die Turm- und Stadtführungen bei den Pfingsttreffen sind, so glauben wir sagen zu dürfen, schon legendär!
Genauso unsere Beiträge in „Burgau aktuell“ von Irmgard Gruber-Egle und anderen versierten historischen Redakteuren, wie Dr. Philipp Jedelhauser. Wir berichteten über Burgaus „Stepfala“ und seine ehemaligen Eiskeller, genauso wie über die Fasnacht, die Familienforschung, Luftbildarchäologie, den Bau der Eisenbahn, die Juden in der Markgrafschaft Burgau und vor allen Dingen auch über den Schwäbischen Dialekt. Der in wunderbaren Weisheiten, Burgamer G’schichtla und schwäbischen Kinderreimen unser Leben immer schon geprägt und bereichert hat und bereichern wird!
Riederle – Kramer - Weymayr -Treppen in Burgau
Der Historische Verein Burgau hat sich in der Vergangenheit auch um die Erfassung und den Erhalt der „Burgamer Stepfala“ eingesetzt und bemüht. Hier sind unsere Zielvorstellungen noch nicht ganz erfüllt! Wie auch in einigen anderen Dingen, die unser Burgau liebenswert und erlebenswert macht und das wir gerne mit unserem Bürgermeister und dem Stadtrat bereden würden.
Nun kommen wir aber zum sogenannten „Highlight“ unserer Jubiläumsveranstaltung am 21.Juni 2024 in der Kapuziner Halle.
Da alle uns bekannten Historischen Vereine sich in ihre Satzung geschrieben haben, Bilder aller Maltechniken, von in Ihren Städten lebenden, gelebten, in der jeweiligen Stadt geborenen Künstlern oder Motive von allen Künstler zu erwerben, die die jeweilige Stadt darstellen, machen wir es Ihnen nach. Am besten ist es natürlich, wenn wir Bilder geschenkt bekommen, die Burgau betreffen, mit den vorher genannten Prämissen. Deshalb liegt es nahe, dass das akademische Künstlerpaar Gretl und Anton Baur aus Burgau uns besonders am Herzen liegt.
Anton Baur (1899-1956)
Ehepaar Gretl und Anton Baur
Nicht nur, dass Anton Baur ein umfangreich studierter Künstler, ausgebildet an der Kunstakademie in Nürnberg und München, auch in Italien und Spanien zur Weiterbildung war, sondern auch ein für Burgau wichtiger Nachkriegs-Sozialpolitiker. Als Mitglied der SPD war er auch von 1949 bis 1956 im bayerischen Landtag, er war Kreis- und Stadtrat und stellvertretender Landrat und Bürgermeister. Anton Baur hat Burgau seine Markgrafen-Realschule, die örtliche „Gemeinnützige Baugenossenschaft“, die ehemalige Berufsschule und den Bau der Heimstätten- und Brühlsiedlung zu verdanken.
Er malte hauptsächlich Motive im Bereich der südlichen Mindel, der Torfgegend oberhalb des Lammkellers, aber auch Motive innerhalb der Stadt, aber auch zu zeitgeschichtlichen Themen.
Da er auch der Hauptinitiator des Baus der damaligen Volksschule Burgau war, malte er seinem Freund Hermann Gärtner den Bau des ersten Teilabschnitts der Volksschule Burgau 1953.
Dieses Bild hing viele, viele Jahre im Eingangsbereich der Baufirma Hermann Gärtner, Burgau, in der Augsburgerstraße.
Bau der Volksschule 1953
Irmgard Gruber-Egle fiel dann nach einer von ihr mitinitiierten „Gretl und Anton Baur-Ausstellung“ ein, dass es dieses Bild auch noch gab. Da sie mit dem Enkel von Hermann Gärtner, Hermann Schneller, in die Volksschule ging, versuchte sie mit ihm Kontakt aufzunehmen. 2017 gelang dies. Er musste innerhalb seiner Erbengemeinschaft erst einmal eruieren wo sich diese Gemälde befand und er wurde auf dem Dachboden in München fündig. Dann wurde geklärt wie die Erben die Weitergabe des Gemäldes sehen und dann kam die Pandemie.
An der Jubiläumsfeier, 20 Jahre Historischer Verein Burgau Stadt und Land e.V., kam es wieder zurück nach Burgau, als Geschenk an den Verein.
Er malte auch dann 1955 die Erweiterung der Volksschule.
Bau des zweiten Bauabschnitts der Volksschule 1955
Wir werden es zu treuen Händen an die Stadt Burgau weiter reichen und hoffen, dass es einen würdigen Platz im Museum bekommt, als zeitgeschichtliches Dokument und Produkt eines sozial und menschlich überaus engagierten Burgauer Bürgers und Künstlers.
Übergabe des Bildes von Hermann Schneller an den Hist. Verein Burgau Stadt und Land, Weitergabe durch Irmgard Gruber-Egle an Bürgermeister Martin Brenner
Text: Irmgard Gruber-Egle, Hist. verein Burgau Stadt und Land e.V.
Bilder: Hist. Verein Burgau Stadt und Land e.V.
Irmgard Gruber-Egle
Historischer Verein
Burgau Stadt und Land e. V.
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