Der Historische Verein Burgau Stadt und Land e.V. setzt mit diesem Beitrag seine Reihe über "Burgauer Persönlichkeiten" fort. Wir berichten heute über den Stadtpfarrer Robert Franze, der dieses Amt nicht nur in Burgau sondern auch viele Jahre zuvor als Pfarrer von Unterknöringen ausübte.

Robert Franze wurde am 13. November 1910, im nordböhmischen Niederland, in Nixdorf, als Sohn des Kohlen-und Holzhändlers Rudolf Franze und seiner Frau Maria geboren. Er war das zehnte Kind von elf.
Er besuchte in seinem Heimatort die Volksschule und von 1922-1930 das Humanistische Gymnasium Mariaschein. Nach dessen Abschluss kam er an die Theologische Hochschule in Leitmeritz. Am 16. Juni 1935 wurde er dann feierlich durch H.H. Bischof Dr. Anton Weber im Dom zu Leitmeritz zum Priester geweiht. In den Jahren 1935 bis 1938 wirkte er als Kaplan in Neschwitz/Elbe und ab 1938 bis zu seiner Ausweisung 1946 zuerst als Administrator und ab 1940 als Pfarrer in Rosendorf und Administrator für Herrnskretschen.

Monsignore Franze wurde 1941 vom Religionsunterricht weg durch die Gestapo verhaftet und über das Kreisgefängnis Tetschen-Bodenbach nach Sachsenhausen und später nach Dachau gebracht. In der Haft war er vielen Mithäftlingen Stütze und Hoffnungsträger, obwohl er körperlich stark angegriffen war. Nach 13 monatiger Haft wurde er entlassen und kam in seine Pfarrei nach Rosendorf zurück. Hier engagierte er sich nach seiner Inhaftierung im KZ ganz besonders für seine Gemeinde und war für ihr Wohl sehr besorgt.

Im Jahr 1946 begann die Aussiedlung und Robert Franze fand in der Diözese Augsburg Aufnahme. Von 1946 bis 1953 leitete er die Pfarrei Hausen bei ichenhausen. Bereits 1954 bestellte ihn die Diözese zum Pfarrvikar in Unterknöringen,1955 kam dann auch noch Limbach und Groß-und Kleinanhausen dazu.
In dieser Zeit in Unterknöringen ereignete sich auch die "Schuh-Gechichte". Der im Ort allseits beliebte Pfarrer sollte der Rechner der Raiffeisenkasse Unter-und Oberknöringen werden. Bereits bei der Gründung der Kreditgenossenschaft im Jahre 1902 war der Rechner der Orstgeistliche, Pfarrer Eckert, gewesen.
Die Rechnerstube musste dann auch im Pfarrhaus angesiedelt werden. Nun kamen die Bedenken der örtlichen Kassenmitglieder. Bisher stellten dreckige Gummistiefel und Schuhe, auch mit Mist und Schlamm behaftet kein Problem dar. Aber man konnte doch nicht mit derart dreckigen Schuhen in den Pfarrhof. Robert Franze hatte eine einfache Lösung parat. Die Rechnerstube wurde gleich links von der Haustüre installiert und die Pfarrhaushälterin musste einen Fleckerlteppich auslegen, den man waschen konnte. Somit musste niemand die Stiefel und Schuhe ausziehen, wenn er Geldgeschäfte zu erledigen hatte.
Vom Dezember 1956 bis zum 31. Dezember1962 versah er dieses Amt, zur größten Zufriedenheit aller Knöringer.

1967 ernannte ihn der Augsburger Bischof zum Stadtpfarrer und Dekan von Burgau, wo er bis zu seinem Ruhestand 1978 umtriebig wirkte.

Aber Ruhestand hieß für Robert Franze, weiter eine Pfarrei zu betreuen, nämlich Hochwang bei Ichenhausen. Dort wirkte er wieder fast rastlos. Obwohl er krankheitsbedingte Pausen einlegen musste, war er in den 14 Jahren, in denen er Pfarrer von Hochwang war, für den Bau eines kirchlichen Kindergartens mit Pfarrheim und für die umfassende Renovierung der Hochwanger Kirche verantwortlich.

Monsignore Franze hatte auch immer noch mehrere Ehrenämter inne. So war er Seelsorger der Ackermanngmeinde und Vertriebsseelsorger der Diözese Augsburg.
Aufgrund seines Engagements in Staat und  Kirche erhielt er eine Vielzahl von Auszeichnungen. Unter anderem war er Träger des Bundesverdienstkreuzes, der Landkreismedaille des Kreises Günzburg, der Bürgermedaille in Silber der Stadt Burgau, Ehrenbürger der Stadt Böblingen und Träger des Päpstlichen Hausordens.

         

Bei einem Porträt von Monsignore Franze darf auch nicht fehlen zu erzählen, dass er gerne und mit Stolz Heimatvertriebener war. Er hielt bis zu seinem Tode 2003 regen Kontakt mit seiner Heimat, insbesondere mit seinen Rosendorfern.

Hier muss man Robert Franze zitieren. Er sagte immer, wenn die Schwaben zu den Ausgesiedelten "Hurra Fliechtling" sagten, dass man das anders interpretieren müsse, das würde heißen "H u r r a Flüchlinge!!!"

Robert Franze war aufgrund seines Elternhauses ein tief gläubiger Mensch, aber nicht weltfremd.
Zudem lag ihm immer seine Familie sehr am Herzen. Seine Schwester Traude Glaser betreute ihn dann noch in seinen letzten Lebensjahren, die er im "Ernst-Ott-Sozialzentrum" in Ichenhausen verbrachte. Sein Neffe Horst Glaser und dessen Familie standen im sehr nahe. Sie  bewahren und hegen seinen schriftlichen Nachlass bis zum heutigen Tag.

 
Monsignore Franze im Kreise seiner Familie

Monsignore Robert Franze verstarb im 93ten Lebensjahr am 19.Juni 2003 in Ichenhausen und wurde auch dort begraben.
Quellen:  Private Unterlagen von Herrn Horst Glaser
Private Unterlagen von Herrn Peter Köllner
Archiv des Hist. Vereins Burgau Stadt und Land e.V.
                       

Irmgard Gruber-Egle            
Historischer Verein  Burgau Stadt und Land e. V.

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