Im März 2020 hat der Historische Verein Burgau Stadt und Land e.V. begonnen, die von Frau Gruber-Egle gesammelten Burgauer, oder Schwäbische Weisheiten an die Frau und den Mann zu bringen, bevor sie ganz in Vergessenheit geraten. Wir werden sie wieder in hochdeutscher Sprache ankündigen und erklären, damit auch alle unsere Burgauer Bürger mit diesen sehr feinsinnigen und hintergründigen Sprüchlein etwas anfangen können.
Sie kennen bestimmt alle das Gefühl sich nicht entscheiden zu können. Egal bei welcher Gelegenheit, obwohl die Auswahl nicht gerade klein ist. Da hat der Schwabe einfach gesagt, so jetzt hat sie oder er:
D' Wahl wia d' Meis in d'Hutzla!
Wenn man aufgrund von Behinderungen oder vorübergehenden Einschränkungen nicht gut laufen kann, oder aber sich ein wenig etwas einbildet und besonders einher stolziert, gibt es für diese Situation einen kurzen und bündigen Kommentar:
Dia/der lauft wia d'r Schtorch em Salat!
Da es im Leben permanent Situationen gibt in denen man sich mehr oder weniger ärgern muss, verschaffte der schwäbische Burgauer zusätzlich seinem Herzen Luft, in dem er sagte:
Dau ko'tesch en Hut nei schteiga ond da Gupf nausdrabba!
Oft ist es im Leben so, dass man mehrere "Baustellen" auf einmal hat und es unmöglich ist sich um alles gleich und sofort zu kümmern. Der schwäbische Trost sagt:
Ma ka et nach alle Fluiga of oimal schla!
Einen besonderen liebevollen Kommentar gibt es zu kleinen schmächtigen Personen, die sich oft in kritischen Situationen ihrer Haut nicht erwehren können:
Mei God, a Viertel isch koi Pfod!
Man kennt häufig Menschen, die nicht immer in ein Schema passen oder aber schon speziell sind. Oft sind deren Haustiere oder auch die Gegenstände wie Gartengeräte etc. genauso speziell wie sie selber. Im Schwäbischen muss man niemanden diskriminieren, sondern man sagt:
Des siesch doch, wia d'r Herr sos Gscherr!
Kinder sind von Natur aus neugierig. Früher, auch noch zu unserer Kindheit, hat man den KIndern nicht alles genau erklärt oder eingeweiht, die Erwachsenen sagten zu den Kindern:
S' Ulm wohnt au a Ma, der woiß au et alz!
Sehr häufig passiert es im Leben, dass eine Planung, ein Vorhaben oder ein Geschäft danebengehen. Der Kommentar auf schwäbisch lautet dazu:
So, jetzt kasch mem Ofarohr ens Gebirge gugga!
Wenn manche Menschen, früher wie auch heute, so gar nichts unternehmen wollen und viel rumliegen, ist der schwäbische Kommentar dazu:
Im Bett sterbat d' Leut!
Diese Weisheiten beziehen sich natürlich auf das Miteinander der Menschen, auf Ihre Werte, Ihre Stärken, aber auch auf Ihre Schwächen. Sollte jemand einen anderen enttäuschen, der nach außen immer als perfekt, untadelig sich darstellte und die anderen aber eines Tages bemerken, dass dies nicht stimmte, sagte man in früheren Zeiten:
Ach, außen hui, innen pfui!
Es gibt natürlich auch schwäbische Weisheiten, die man vielleicht heute als diskriminierend betrachten würde, aber wir hoffen doch, dass die Betroffenen es mit Augenzwickern lesen werden, nämlich:
Em Pfarrer sei Hood ond em Lehrer seine Kend, send de Mendeschte em Dorf!
Und wenn ein Mensch, egal ob Frau oder Mann, bis zum Ende ihres Arbeitslebens sich sehr gut durchs Leben jongliert und sich dabei auch keinen Fuß ausgerissen haben, trotzdem finanziell keinen Schaden nahmen, war der schwäbische Kommentar:
A', send au o'gschafft durchs Leba komma!
Zum Schluss erzählen wir Ihnen wieder eine weitere nette original Burgamer Geschichte, aus längst vergangenen Tagen:
Wir bleiben in unserem alten Krankenhaus in dem auch, noch bis in die 30iger Jahre des letzten Jahrhunderts, das Walter'sche Altersheim untergebracht war. Besser gesagt das Pfründnerheim der Stiftung belegte zu dieser Zeit den größten Teil des Hauses. Dort waren sowohl gut situierte ältere Menschen die keine Angehörigen mehr hatten, als auch mittellose Bürger untergebracht, für die sich niemand verantwortlich fühlte. So einer war der "Sema" (Simon). Dieses Pfründnerheim führten die Franziskanerinnen, wie auch die Städtische Kinderbewahranstalt. Natürlich mit der damals üblichen Strenge. So sollten die mittellosen Heimbewohner, soweit es ihnen möglich war, im Garten und bei der Nutztierpflege behilflich sein und auf gar keinen Fall zum betteln gehen. D'r Sema wollte aber gerne ein paar Pfennige für ein Bier und einen Leberkäse haben, das es alles im Pfründnerheim, unter der Aufsicht der Nonnen, nicht gab. So ging er dann doch ins Städtle zum betteln. Wenn er von den Leuten dann gefragt wurde, warum er das denn mache, hatte er immer ein einfache Antwort parat: "I bin halt a 'deutscher Reichsmünzensammler ond a' Schweinefleischvertilger!"
Wenn die Klosterfrauen es aber dann erfuhren musste er ein paar "Vaterunser" und "Gegrüßet seist Du Maria" extra beten.
Das "alte Krankenhaus" und "Altersheim" kurz nach dem Umbau 1928
Das alte Krankenhaus dann um ca.1953 , mit dem neu angebauten OP-Trakt
Irmgard Gruber-Egle
Historischer Verein Burgau Stadt und Land e. V.
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