Sie sind einfach schön, die schwäbischen und damit unsere Burgamer Weisheiten und Synonyme.
Mich begleiten sie von Jahr zu Jahr immer häufiger und zwar täglich!
Ich fühle mich mit dieser Sprache und dem Dialekt so zu Hause angekommen und glaube, dass das auch zu einer großen Zufriedenheit im Alter beiträgt.
Vor nicht all zu langer Zeit hatte sich ein Menschenkind über eine Kleinigkeit, die schief lief, furchtbar aufgeregt. Da sagte ich zu ihm,
Du dusch wia d’r Narr am Getter!
Sie können sich vorstellen, wie entsetzt er mich anschaute und dann schnell beruhigte.
Dieses Sprichwort beinhaltet sehr wohl alte, auch heute undenkbare Vorstellungen, für mich aber ein Bild, das mir die Situation gut beschreibt.
Haben Sie auch Teile zu Hause, von denen man sagen kann:
Des hebt ewig ond drei Täg.
Sie wissen ich zitiere gerne meine Großmutter und ein Spruch von ihr gehört heute zu meinen Lieblingssprüchen:
Ma muss ebbes do, we’ma mah (mag), ond et we’ma kah (kann)!
Das heißt, genieße Dein Leben, fahr in den Urlaub oder mache etwas, was Du schon lange tun wolltest, denn jetzt hast Du Zeit und das Geld und warte nicht auf den richtigen Zeitpunkt. Der kommt nämlich nie!!!
Jetzt lass na Kirch beim Dorf!
Dies ist angebracht wenn manche furchtbar übertreiben, auch hemmungslos lügen und angeben.
Fährsch jetzt mit d’r Kirch ums Dorf?
Muss man manchmal fragen, wenn unsere Umgebung kompliziert und orientierungslos agiert!
Nachdem es im Mai eine relativ sehr lange Zeit trotz Sonnenschein kalt und unangenehm draußen war, fror man und zog sich warm an. Da erinnerte ich mich, dass man dann, wenn ich mich als Kind im Sommer warm anzog, fragte:
Gad heit dussa s’Grundeis?
Sie kennen das auch, wenn man für jemanden aus der Familie, aus dem Freundeskreis, in der Firma oder in einem Verein, alles tut damit derjenige zufrieden ist, aber es niemals der Fall ist, dann trifft die Weisheit zu:
Dem ko’desch goldene Oier lege, nau wärs no nix!
Ich hörte mich heuer schon oft sagen, wenn meine Tagesplanung sehr umfangreich war:
Lieber God lass Abend werden, am beschta scha am Vormidaag!
Gudmüdigkeit isch a‘ Stuck von d‘r Liedrigkeit!
Soll heißen, wenn man zu gutmütig ist, könnte es auch sein, dass man zu faul, bequem oder auch zu naiv ist, um auch einmal NEIN sagen zu können. Das wird von manchen Mitmenschen gnadenlos ausgenutzt.
I schla dr da Grend wurz ra!
Dies ist natürlich auch so ein schwäbischer Ausdruck der heute wahrscheinlich missbilligend gelesen wird. Aber hier muss ich sagen, dass der Dialekt nicht immer wortwörtlich zu nehmen ist, sondern wie heute auch, man mit so einer heftigen Aussage seine Verärgerung, seine Enttäuschung mit Untermalung zum Ausdruck bringen wollte und will.
Ma muas d’ Leit scho mega, aber z’schert muas ma aber a wenig denga, der ko’t au a Lump sei!
Auch dieses schwäbische Synonym gefällt mir ausnehmend gut, da hier unsere Vorfahren sagten, gehe auf deine Mitmenschen zu, aber sei auch vorsichtig, bis du jemanden besser kennst! Er könnte dich bluffen oder gar täuschen wollen.
Wenn man heutzutage fernsieht, mit welchem Pomp und Prunk manche Emporkömmlinge prahlen und ihn auch zeigen müssen, schießt mir dann sofort das schwäbische Zitat in den Kopf:
Dia dragdierad da Bettel au herrisch!
Was ist ein?
Hierahnatzel
Ein einfältiger, gutgläubiger Mensch!
Bretzgamarkt
Ist ein heilloses Durcheinander. Wenn alles rumliegt oder alle durcheinander sprechen. Einfach ein Chaos in jeder Hinsicht!
Oft wäre ein Gespräch im Vorfeld oder auch Hinterher die einfachere Lösung um ein Problem aus der Welt zu schaffen. Unsere Älteren wussten das sehr wohl und sagten:
Mit a baar Ochsa schwätzt ma au!
Dau beißt Maus koin Fada a!
Dieses Sprichwort soll die Wahrhaftigkeit einer Aussage unterstreichen. Ob sie dann stimmt oder nicht, ist damit noch nicht gesagt!
Da ich ein Mensch bin, der sich relativ schnell entscheidet und damit Jahrzehnte gut gefahren ist, gefällt mir die Aussage:
Wer lang fraugat, gat lang irr!
Und Sie haben auch schon bemerkt, dass
Jeder Sparer hat sein‘ Zehrer.
Soll heißen, dass jeder, der es mit dem Sparen übertreibt, entweder noch zu Lebzeiten oder nach seinem Tode, jemanden um sich herum hat, der das so mühsam ersparte Geld viel lockerer ausgibt, als der Sparer.
Und auf was wir derzeit warten ist, dass wir sagen können:
D‘ Hitz had g’rammlad.
Soll heißen, es war wahnsinnig heiß!
Eigentlich müsste ich einen derzeit, allerdings in einer anderen Sprache, gern verwendeten Terminus verwenden und sagen:
„Schwäbisch et förscht!“
Und zum Abschluss wieder ein echtes, sich in Burgau zugetragenes G’schichtle:
Der Onkel meiner Großmutter war ein kleiner Tyrann zu Hause, von Statur wirklich klein, aber sein Wille, schwäbisch „Gwalt“, haushoch. Seine Kinder mussten folgen und seine Frau hatte eine göttliche Gabe, sie konnte seine oft nicht sinnvollen Anweisungen einfach ignorieren.
Eines Tages wurde er von den Nachbarn, die bei der Familie Milch holten und finanziell besser gestellt waren, als die Familie des Onkels, zum Radio hören eingeladen. Sie hatten sich einen der ersten Volksempfänger geleistet, den man aber nur mit Kopfhörer empfangen konnte.
Also schmiss sich besagter Onkel in sein „Sonndigshäs“ und marschierte mit seinen überaus krummen Beinen, ungefähr 50 Meter zu Nachbars.
Dort platzierte man ihn in einen wunderbaren Ohrensessel und man setzte ihm die Kopfhörer auf.
Eingestellt war das an diesem Abend übertragene Konzert aus München.
Zwischendurch versicherten sich die Gastgeber ob es auch gut sei und ob es ihm gefiele?
Schwäbisch antwortete er mit aufgeplusterten Backen: „Wonderbar, Schea!!“
Nach einer guten dreiviertel Stunde nahm man ihm die Kopfhörer ab, weil bekannterweise das Konzert zu Ende war und entließ ihn mit den besten „Gute Nacht“ Wünschen.
Zu Hause angekommen, er war noch nicht ganz bei der Haustüre hereingekommen, schrie er, er brüllte aufs Äußerste erzürnt: „Anna, ja, ja schea wars, Sakrament, a dreiviertel Stond hats g’rauscht!“
Er war zu feige, der ansonsten so selbstbewusste kleine Diktator, dies seinen Gastgebern zu sagen.
Man hätte den Volksempfänger einfach besser einstellen müssen.
Die gesamte Familie zog ihn damit viele Jahre auf. Ein paar in der Familie machten stark rauschende Geräusche und dann sagte man in seiner Gegenwart: „Wonderbar, Schea!!“
So kann es gehen!

Eine Postkarte , herausgegeben von 1926 bis 1930

Cafe Kränzle

Pariserbäck, Cafe Albert Miller 1910 (nach einer Fotografie stilisiert)

Die Backstube vom Pariserbäck (stilisiert)

Die Innenansicht des Cafes (stilisiert)

Bahnhofswirtschaft, Familie Ziegler vor dem Zweiten Weltkrieg

„Knochemmühle“, die Stube mit dem Mühlrad, der Familie Ried
in den 1960iger Jahren

„Schwalbe“ Familie Mayer, in den 1960iger Jahren
Text: Irmgard Gruber-Egle
Bilder: Historischer Verein Burgau Stadt und Land e.V., Postkarten: Jürgen Pommer, Burgau
Irmgard Gruber-Egle
Historischer Verein
Burgau Stadt und Land e. V.
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