Führte man 1967 den Fasnachtsumzug noch am Fasnachtsmeetig durch, mit dem Motto "Burgau bleibt Burgau", so versuchte man 1968 ein Experiment und verlegte den Umzug auf den Fasnachtssontig. Dieser Umzug mit dem Motto "Burgaus Narren waren, sind und bleiben" war der einzige Versuch, das Umzugsritual zu ändern. Schnell ließ man von dem Sonntag ab und kehrte zum Burgamer Stadtfeiertag, dem Fasnachtsmeetig, zurück.
1968 gab es an der Vereinsspitze wieder einen Wechsel. Das Amt des Präsidenten wurde Gerhard Dalm übertragen, und "Bärbl I."und ihr "Edwin I." (Ehepaar Edwin und Bärbl Jaser) regierten munter das Burgamer Fasnachtsvölkchen. Sie wurden unterstützt vom altgedienten "Spitz" Riederle als Hofmarschall und den Hofnarren Kurt Adler und Erich Schneider.
Präsident Gerhard Dalm 1968
Nachdem der Überfall auf das Innenministerium so viel Spaß gemacht hatte, überfiel man 1968 das Landratsamt in Günzburg und fuhr anschließend am Gumpiga Doschtig zum großen Empfang und Umzug der "Mindelonia" nach Mindelheim.
Die Faschingsgesellschaft Burgavia pflegte in den Jahren nach Aachen besonders die Verbindungen zu den Fasnachtsgesellschaften "Perlachia" in Augsburg und "Mindelonia" in Mindelheim. Während der 60er Jahre gab es permanent gegenseitige Gastbesuche.
Wie auch schon einmal kurz angeschnitten, stand im Jahr 1968 Burgau und der Burgavia noch ein großes und einmaliges Ereignis bevor. Aufgrund langjähriger und intensiver Bemühungen gelang es doch noch, den Ordensträger "Wider den tierischen Ernst", Dr. Bruno Kreisky, nach Burgau zu holen. Am 19. Oktober 1968 traf der hohe Besuch ein und in seiner Gegenwart wurden die damals neu gestalteten und eingerichteten Räume der Faschingsgesellschaft Burgavia im Schloss eingeweiht.
Prinzessin Bärbl I. und "Prinz Edwin I." 1968
Im selben Jahr stellte dann am Kathreinstag (25. November 1968) die Burgavia das neue Regentenpaar für die Faschingssaison 1969 vor. Es wurde spannend gemacht. Man löschte das Licht im Raum, nur zwei Kerzen brannten und Gerhard Dalm, der Präsident, verkündete mit feierlicher Stimme die Namen der neuen Tollitäten: "Prinz Hans I." und "Prinzessin Heidi I." (Hans Winkler und Heidi Reischig). Sie konnten für das Amt als Prinzenpaar gewonnen werden.
Prinzessin Heidi I." und "Prinz Hans I."
Auch 1969 ließen es die Burgauer Narren noch einmal so richtig krachen. Sie beschlossen, mit großer Abordnung nach Wien zu fahren, wo auf der Hofball-Redoute Dr. Bruno Kreisky der Orden des "Lieben Augustin" verliehen wurde.
Zum ersten Mal in der Geschichte des Burgauer Bahnhofs hielt der "Orient Express" in der Markgrafenstadt und nahm die große Burgavia-Abordnung auf. Dieser Wienbesuch war deshalb so besonders, weil der Orden des "Lieben Augustin" erstmals für die Fasnachtssaison 1969 in Österreich geschaffen wurde. Auch bei der Rückkehr hielt der "Orient Express" nochmals ausnahmsweise in Burgau. Zum letzten Mal in dieser Faschingssaison agierte auch der Hofmarschall "Karolus von Kluftingen". Für die Burgavia war diese Saison bis 1981 ihre letzte Saison als Organisator und Koordinator der Burgamer Fasnacht.
Es beginnt die neue Ära für die Burgamer Fasnacht, ohne Burgavia und die Gründung eines Faschingskomitees
Im darauffolgenden Jahr, 1970, probierte man es noch einmal mit einem sogenannten "Westernstadt Markt", bei dem sich alles am Kirchplatz abspielte. Die Organisatoren waren versprengte Burgavianer. Ab 1971 übernahm dann provisorisch Josef Ehmann das Amt des Präsidenten und behielt es auch bis zur "Wiedererweckung" der Faschingsgesellschaft. Der Verein wurde absichtlich nicht liquidiert und das Vereinsvermögen verwaltete akribisch ebenfalls bis 1981 Helmut Fischer. Es gibt aus dieser "Dornröschenzeit" des Vereins auch Sitzungsprotokolle, man traf sich unregelmäßig, aber der Verein wurde in der Fasenacht nicht mehr tätig.
Allerdings gibt es keine Regel ohne Ausnahme: Beim Umzug 1975 zeichnete die Burgavia noch einmal als Verantwortliche, als im sprichwörtlichen Sinne, "... und alles rollt auf Burgau zu", der Umzug durch Burgau rollte.
Aber wir haben eine kleine Zeitspanne vorweg genommen HIO, HIO, HIO !!!!
Über diese Zeit berichten wir im nächsten Jahr.
Send et traurig, s'nägscht Jaur gibts ganz beschtimmt wieder a Fasnacht! Bis dau na, bleibat g'sood!
Nau hoißt’s au wieder Burga zu, Burga zu, ohne Schtrempf ond ohne Schuh’!
Quellen: Norbert Kastner, Norbert Schuster sen. und jun., Archiv der Stadt Burgau, Archiv des Hist. Vereins Burgau Stadt und Land e.V.
Bilder: Archiv Hist. Verein Burgau Stadt und Land e.V.
Irmgard Gruber-Egle
Historischer Verein Burgau Stadt und Land e. V.
Bilder und Text urheberrechtlich geschützt,
kopieren und vervielfältigen
nur mit Genehmigung der Urheberin