Ordensverleihung "Wider den Tierischen Ernst" an Bruno Kreisky in Aachen 1961 und die umtriebige Fasnacht 1961
Ich versprach Ihnen letztes Jahr ausführlich über dieses glamouröse Ereignis in Burgaus Fasnachtsgeschichte zu berichten.
Bevor es zum Vorschlag der Burgavia an das Ordenskomitee in Aaachen kam, hatte das Ganze aber noch ein interessantes Vorspiel. Der Stadtrat Erwin Riederle von der FWG schlug vor, für diese Ordensempfehlung in Aachen einen Stadtratsbeschluss zu initiieren, weil dann der Vorschlag an das Ordenskomitee in Aachen eine andere Gewichtung bekommen würde. Gesagt, getan, der damalige Stadtrat (im Jahre 1960) beschloss einstimmig, dass die Markgrafenstadt Burgau den Außenminister von Österreich, Herrn Dr. Bruno Kreisky, für den Orden "Wider den tierischen Ernst" vorschlagen werde.
Dr. Bruno Kreisky (1911-1990) Außenminister und Kanzler Österreichs
Daraufhin kam noch 1960 eine Kommission des Ordenskomitees aus Aachen nach Burgau. Sie inspizierten das Städtchen genau und wollten auch wissen, ob dies ein ernst zu nehmender Vorschlag wäre und kein billiger Schabernack.
Die Delegation aus Aachen zur Prüfung des Vorschlags
Zeitungsbericht vom 09.11.1960
Sie fuhren mit der Botschaft gen Aachen, dass man diesen schwäbischen Markgräflern trauen kann. Nun stand der Ordensverleihung im kommenden Jahr (1961) an Herrn Dr. Kreisky nichts mehr im Wege.
Im Beisein des gesamten Hofstaates der Burgavia wurde dann der Orden "Wider den tierischen Ernst" am Sonntag, den 5. Februar 1961, in Aachen , an Bruno Kreisky verliehen. Das Ereignis wurde bereits 1961 im Fernsehen übertragen. Sogar die internationale Presse berichtete über die Ordensempfehlung aus Burgau. Es entwickelte sich zudem zwischen der Burgavia und dem damaligen Präsidenten der Aachener Faschingsgesellschaft, Jaques Königstein ,bis zu dessen Tod im Jahr 1971 ein reger Briefwechsel und eine intensive Freundschaft. Jaques Königstein ist legendär und war damals weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt als Präsident des Aachener Karnevals und Gründer des Ordens wider den tierischen Ernst. Oche Alaaf!
Von dieser Ordensverleihung hat der Historische Verein Burgau bis heute kein einziges Bild! Aber von der Weinkarte dieses Abends und der Platzreservierung gibt es Belege.
Sitzung des AKV am 5. Februar 1961, Ordensverleihung an Dr. Bruno Kreisky
Und dann gibt es Bilder von der Rückkehr! Allen voran Gustl Waymeyer und Prinzessin "Sonja I."
Die Burgavia am Bahnhof in Burgau am Montag, den 6. Februar 1961
Der Empfang der Burgavia zu Hause war damals nach der Ordensverleihung grandios. Viele Menschen erwarteten am Burgauer Bahnhof die nun über Funk und Fernsehen bekannt gewordene Faschingstruppe.
"Prinz Hermann II." und seine Prinzessin "Sonja I." (Hermann Riederle und Sonja Ebert) wurden mit der Prinzengarde, dem Hofmarschall "Karolus von Kluftingen" (Karl Eggstein), dem Hofnarr Hermann Kramer und den Elferräten vom damaligen dritten Bürgermeister Josef Fritz begrüßt und ins "Lamm" begleitet, wo eine noch schnell arrangierte Begrüßungsfeierlichkeit stattfand.
Gerd Kühne, der zu dieser Zeit amtierende Burgavia-Präsident, dankte auf dem Platz der Lammbrauerei allen und bat um Verständnis, dass alle Aktiven, die mit in Aachen waren, nach drei anstrengenden Tagen endlich einen verdienten Schlaf benötigen würden.
Wie bereits schon erwähnt gab es auch im Jahr 1961 ein wunderbares und bekanntes Prinzenpaar "Sonja I." und "Hermann II."
"Sonja I." und "Hermann II."
Außer der Ordensverleihung in Aachen war die Burgavia im Jahr 1961 sehr aktiv. Es fand vor der heutigen Mittelschule der Start zu einer Ballonfahrt statt, mit allem drum und dran. Es wurden sogenannte Ballonkarten mit einem Sonderstempel der Post ausgegeben. Auch dieses Ereignis wurde vom Bayrischen Rundfunk übertragen.
Ballonfahrt am Fasnachtsmeetig in Burgau 13. Februar 1961, links Ballonfahrer Eckart aus Augsburg vor dem Start
Ballonkarte zum Ereignis am 13. Febr. 1961
Und der Ereignisse nicht genug, fuhr auch im Umzug in einer Kutsche die damalige Olympia-Goldmedaillengewinnerin im Einzel-Florettfechten (1960 in Rom) Heidi Schmid mit. Sie war in Augsburg ansässig und die Burgavia hatte sehr schnell zu ihr gute Kontakte hergestellt.
Sie weilte auf Einladung der Burgavia mehrmals in Burgau.
Empfang von Heidi Schmid im Sitzungssaal des alten Rathauses,
mit auf dem Bild: Otto Meyer, späterer Staatssekretär, Gerd Kühne, damaliger Präsident der Burgavia, Walter Ludwig, damaliger 2. Bürgermeister, Franz Mang, damaliger 1. Bürgermeister, Heidi Schmid und Dr. Bruno Merk, damaliger Landrat von Günzburg
So nun machen wir für heuer einmal wieder Schluss mit der Fasnacht!
Das Buch "Burgamer Fasnacht" ist weiterhin in der Buchhandlung Pfob erhältlich.
Im kommenden Jahr gibt es wieder die Fortsetzung der spannenden Fasnachtsvergangenheit von Burga.
Bis dahin, Euch allen eine glückselige Fasnacht. Wir sehen uns doch bestimmt am Fasnachtsmeetigsumzug z' Burga am 24. Februar 2020 !?
D'r Schneid'r ond d'r Meck, dia stehlat gera Fleck, dia stehlat Fleck dass Hosa geit ond s' Underfud'r übrig bleibt! HIO HIO HIO!
Quellen: Norbert Kastner, Norbert Schuster sen. und jun., Archiv der Stadt Burgau
Frau M. Wenni-Auinger, Archiv des Hist. Vereins Burgau Stadt und Land e.V.
Bilder: Archiv Hist. Verein Burgau Stadt und Land e.V.
Irmgard Gruber-Egle
Historischer Verein
Burgau Stadt und Land e. V.
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