Obwohl die "Glückselige Fasnacht" heuer wegen der Corona-Pandemie ausfallen muss ist doch laut unserem Kalender bis zum 16. Februar Fasnacht. Ganz wollen wir nicht alles über Bord werfen, deshalb berichten wir auch in diesem Jahr weiter chronologisch von der Burgamer Fasnacht.

Im letzten Jahr beschäftigte sich unser Beitrag mit der Ordensverleihung "Wider den tierischen Ernst" in Aachen 1961 an Dr. Bruno Kreisky.

Für Burgaus "oberste" Fasnachter begann nun die Zeit nach Aachen, und für so manchen Aktiven war die Saison 1962 bestimmt mit vielen wehmütigen Erinnerungen an Aachen verbunden. Aber "Prinz Walter" und seine Lieblichkeit "Prinzessin Erika" (Walter Schmid und Erika Graf) ließen jeden nicht närrischen Gedanken vergessen, denn sie boten mit ihrem Hofmarschall "Hermanikus", dem Hofnarr "Mane" (Hermann Kramer) und dem übrigen Hofstaat, an der Spitze Gerd Kühne, ein tolles Programm. Tanzmariechen Franzi Frey und Tanzmajor Albert Frey trugen das Ihrige zum Gelingen der Faschingssaison bei.

 "Prinzessin Erika" und "Prinz Walter"
1962 
(Erika Graf und Walter Schmid)
 Tanzmariechen Franzi Frey und
 Tanzmajor Albert Frey

Der erste Faschingsmarkt in Burgaus Faschingsgeschichte

Da Faschingsgesellschaften genauso wie jedes menschliche Wesen von Höhen und Tiefen begleitet werden, kam dann 1963 auch so ein Tief für die Burgavia und damit für die Burgamer Fasnacht.

Nach den großen Anstrengungen für das Aachenerlebnis und der glanzvolle Ordensverleihung im Rampenlicht der Nation, war die Unlust Fasching zu machen, direkt vorausprogrammiert. Zum Ende der Saison 1963 riss es aber einige "unermüdliche Fasnachter" dann doch von den häuslichen Stühlen und es wurde der erste sogenannte "Faschingsmarkt" in der Burgauer Fasnachtsgeschichte abgehalten. Er fand am Faschingsmontag, dem 25. Februar 1963, statt und die Faschingsmacher, die Burgavia, hatte dafür extra das Marktrecht der Stadt Burgau erhalten.

Dieses Faschingstreiben am Fasnachtmeetig kam bei der Bevölkerung so gut an, dass man beschloss dies im darauffolgenden Jahr wieder anzubieten. So fand 1964 der zweite "Faschingsmarkt" statt und wie im Jahr zuvor residierte im Städtchen wieder ein Markgraf mit seiner Markgräfin. Im Jahr vorher war es Markgraf "Gerd der Kühne" und 1964 lenkte am Stadtfeiertag von Burgau Alfred Stühlmüller als Markgraf die närrischen Geschicke der Stadt. Im Jahr 1964 erschien auch der erste Jahrgang des "Markgräflichen Boten",eine wunderbare und tolle Faschingszeitung.
Wie schon einmal erwähnt, erschien die älteste bekannte Fasnachtszeitung in Burgau bereits 1878.
Leider gibt es in unserem Archiv von diesen Fasnachtsmärkten keine Fotos. Wir würden uns freuen wenn Sie uns welche zur Verfügung stellen könnten.

Im Jahr 1965 gab es überhaupt keine organisierten Faschingsaktivitäten, weder von der Burgavia noch von anderer Seite. Außerdem verstarb im gleichen Jahr ein großer und begabter Faschingsorganisator, Gerd Kühne, zu diesem Zeitpunkt der Präsident der Burgavia. Man kann es kaum glauben und hält es im ersten Augenblick für einen Faschingsscherz, der aber keiner war: 1966 musste wegen Maul- und Klauenseuche ein Faschingsumzug ausfallen. Zu diesem Zeitpunkt gab es immer noch Wagen mit Pferdegespannen. Das Amt des Präsidenten übernahm nach dem Tod von Gerd Kühne Hermann Riederle. Unter seiner Regie wurde 1966 am Faschingsmontag ein großer Ballonstart organisiert. Von diesem originellen Ereignis zeugen heute noch Ballonflugkarten mit einem Sonderstempel der Deutschen Bundespost. Es wurden bei dem Start des Gasballons auch Tausende von Luftballons mit kleinen Erkennungskärtchen losgelassen. Der am weitesten geflogene Luftballon wurde prämiert. Die Antwort kam damals aus Freudenberg, nordöstlich von Berlin, 544 Kilometer von Burgau entfernt. Die Burgavia schrieb in ihrer Vereinsgeschichte noch einmal drei Jahre der närrischen Höhepunkte.

Man schrieb das Jahr 1967 und es konnte wieder ein Paar gefunden werden, das für ein paar Wochen das närrische Zepter schwang. "Prinz Rainer" und "Prinzessin Uschi" (Ehepaar Rainer und Uschi Ried) regierten mit dem Hofmarschall "Karolus von Kluftingen" (Karl Eggstein) alles was sich an Narren und Närrischem regieren ließ.

"Prinzessin Uschi I." und "Prinz Rainer I." 1967
(Uschi und Rainer Ried)

Eine zündende Idee ließ in dieser Fasnachtssaison auch nicht lange auf sich warten. Man überfiel das erste Mal das bayerische Innenministerium, an dessen Spitze Bruno Merk stand, der ehemalige Landrat des Altlandkreises Günzburg. Dieser Einfall war damals eine Mordsgaudi und alle überregionalen Zeitungen berichteten von dieser tollen Idee aus Burgau, denn zu diesem Zeitpunkt waren solche "Überfälle" noch nicht an der Tagesordnung, so wie dies heutzutage der Fall ist.

Dr. Bruno Merk, Innenminister in Bayern von 1966 bis 1977

"Beim Käppelewirt, beim Käppelewirt, dau kehrat Maschker ein, dia saufat Bier ond Brantawei, ond schiebat Gläser ei!"

HIO, HIO, HIO !!!!

Send et traurig, s'nägscht Jaur gibts scha wieder a Fasnacht! Bis dau na, bleibat g'sood!

 

 

Quellen:
Norbert Kastner, Norbert Schuster sen. und jun., Archiv der Stadt Burgau
Archiv des Hist. Vereins Burgau Stadt und Land e.V.
Bilder: Archiv Hist. Verein Burgau Stadt und Land e.V.