...vor 660 Jahren erstmals urkundlich erwähnt.


 
Im Jahre 1450 verfasste der bischöfliche Sekretär Johannes Laucher in Dillingen ein Register von Briefen und Urkunden des Hochstifts Augsburg. Auf Blatt 56 dieser Handschrift steht die Zusammenfassung einer Urkunde von 1361, die heute verschollen ist:  „Wie Herr Heinrich von Waldkirch die Burg Konzenberg, den Muggenberg, den Weiher und die Mühle, gelegen im Ried, von Sophie die Halderin erkauft hat um 1300 Pfund Heller anno 1300 im 61. Jahr.“    Konzenberg  gehörte mit der Riedmühle als Lehen der Markgrafschaft Burgau damals zur Herrschaft Landensberg. Zwischen 1478 und 1530 sind für die Riedmühle sechs Besitzwechsel bzw. Neubelehnungen  erwähnt. Mit dem Erwerb durch Hans Baumgartner kam dann Ruhe in den Besitz. Die von Baumgarten waren bis ins 17. Jahrhundert Leheninhaber. Zur Unterscheidung von der Riedmühle an der Günz bei Ellzee ist in den Urkunden öfters die Lage „an der Mindel“ oder „unter Burgau“ mit beigefügt.  Im Jahr 1600 ist die Einöde folgend beschrieben: „Riettmüllin, eine Mühle, die Riettmilin genannt, die an der Mindel liegt, besteht aus einem Ziegelhaus und hat 5 (Mahl-) Gänge; dabei steht ein Stadel und eine Stallung; sie ist eingepfarrt nach Dürrlauingen.“  Die Bauern waren damals durch ihre Herrschaft verpflichtet an bestimmten Mühlen  ihr Getreide mahlen zu lassen. Die Dürrlauinger, Konzenberger und Schnuttenbacher Landwirte mussten ihr Getreide zur Riedmühle bringen, von den Mindelaltheimern ist dies nicht sicher (siehe Anm. 6).  Zwischen der Riedmühle und Burgau  querte die römische Militärstraße Via Julia von Günzburg über Augsburg und Rosenheim nach Salzburg  die Mindel.  Direkt bei der Riedmühle war über lange Zeit ein Brückenübergang, der bis ca. 1960 von Fuhrwerken genutzt wurde. Die marode, zuletzt nur noch von Fußgängern und Radfahrern frequentierte Holzbrücke, wurde 1965/66 ersatzlos abgebrochen. Die Abbildung aus der um 1800 gefertigten „Charte von Schwaben“ zeigt, dass die heute rechts der Mindel liegende Straße von Burgau nach Mindelaltheim noch nicht existierte.


 
Der Bereich zwischen Erlenbach (der bei der Riedmühle mündet) und der noch mäandernden Mindel  war zu sumpfig und öfters überschwemmt. Der Fahrweg nach Mindelaltheim zweigte damals von der Remsharter Straße ab, querte das Mindeltal über die Brücke bei der Riedmühle und führte zur Hl. Kreuz Kirche bei Mindelaltheim.  Mit der Eingliederung der Markgrafschaft Burgau nach Bayern im Januar 1806 wurde die Riedmühle spätestens 1808 nach Mindelaltheim eingemeindet. Aus der Vergangenheit ergaben sich einige Besonderheiten: Während Konzenberg und Schnuttenbach zum Steuerdistrikt Mindelaltheim zählten, war der Steuerdistrikt für die Abgaben der Riedmühle Burgau. Im bayerischen Regierungsakt zur Pfarrei ist nicht eindeutig klar, ob die Riedmühle zu Mindelaltheim gehören soll oder zugehörig zu Waldkirch ist. Tatsächlich sind in den Pfarrbüchern von Dürrlauingen seit dem 17. Jahrhundert sämtliche Taufen, Hochzeiten und Sterbefälle der Bewohner der Riedmühle eingetragen – erst im 20. Jahrhundert wurde der Anschluss an die  Pfarrei Mindelaltheim  vollzogen. Obwohl ab 1808 Pfarrei und Schulsprengel gleich waren, durften die Kinder der Riedmühle die nähere Mindelaltheimer Schule besuchen. 1841 rügte dort der Lokalschulinspektor den Riedmüller Hartleitner wegen „unfleißigen Schul- und Christenlehr Besuches und Unfleißes“ von dessen Kindern. Der Riedmüller wollte sich das nicht gefallen lassen und beantragte die Riedmühle, wie es sich gehörte, zur Schule der Pfarrei Dürrlauingen eingliedern zu lassen. Ein Ergebnis ist den Unterlagen nicht zu entnehmen.  1895 hatte die Riedmühle nach der Bistumsbeschreibung 15 Bewohner(siehe Anm. 1, S. 604).  Der 30. August 1903 war nach der Mindelaltheimer Feuerwehrchronik einer der schwärzesten Tage in der Geschichte der Riedmühle. Ein Großbrand vernichtete Wohnhaus, Mühle, Stall und Scheune. Die Abbildung 3 zeigt den repräsentativen Wiederaufbau des Wirtschaftshofes durch die Familie Vogler.  Anfang des 20. Jh. besaß die Riedmühle eine Braugenehmigung. Im ersten Quartal 1910 zahlte der Riedmüller Vogler 20 Mark Biersteuer für 30 Hektoliter.                                                                                                                          

1912/13 kündigte sich  ein neues Zeitalter an. Die Stadt Burgau baute das erste Wasserkraftwerk  bei der Riedmühle mit ca. 10 PS Leistung. Der Strom betrieb die Pumpstation für die Wasserversorgung von Burgau aus  dem Schnuttenbacher Flurbereich.  1934 erwarb die Burgauer Familie Frey die Riedmühle.

 
Die Mühlradromantik endete schließlich im Jahr 1948: Unter Beteiligung des Besitzers Albert Frey errichtete die Mindel-Kraftwerk Riedmühle GmbH ein leistungsstarkes E- Werk, das ab 1950 auch die Pumpstation der Burgauer mitbetrieb. Mit dem Erwerb des E-Werks durch die Familie Braun (1962) wurde dieses modernisiert und automatisiert.  Nach dem Tod von Herrn Frey führten seine Frau und ab 1964 der Schwiegersohn Johann Schneider die Mühle weiter. Der Burgauer Wendelin Offenwanger fuhr zeitweise das Mehl  im Landkreis aus. 1968  endete schließlich mit der Einstellung des Mühlenbetriebes eine über 600 jährige Tradition.  Das E-Werk wurde 2010 von der Familie Rother aus Burgau erworben. Mit einer großzügigen Aufstiegshilfe wurde die Durchgängigkeit  des Flusses für Fische gesichert. Mit Schließung der Kernkraftwerke und der geplanten Beendigung der Stromerzeugung mit Kohle gewinnt die von Sonneneinstrahlung und Wind unabhängige  Wasserkraft zunehmende Bedeutung. Die Wasserkraftwerke sind in Bayern eine unentbehrliche Säule der Stromversorgung.                 


 

[1] Antonius von Steichele, Alfred Schröder: Das Bistum Augsburg, Band 5, Augsburg 1895, S. 690 mit Anmerkung 6;   Bistumsarchiv Augsburg:   Handschrift 069 aus 1450, Register der Briefe, Urkunden und Akten im Gewölbe zu Dillingen von Johannes Laucher, fol. 56. Die Originalurkunde von 1361 ist verschollen.

[2] Belege zu den Urkunden in: Michaela Glenk, Historisches Ortsnamensbuch von Bayern, Schwaben/Günzburg, München 2012, S. 269 – 271.

[3] Staatsarchiv Augsburg, Hochstift Augsburg, NA Lit. 6 (1600).

[4] „Via Julia“ ist eine erst im 19. Jh. geprägte Bezeichnung für diese Römerstraße. Im Verlauf der Straße wurden bisher 15 Meilensteine des römischen Kaisers Septimius Severus (146 -211 nach Chr.) gefunden. Bei Baggerarbeiten wurde diese historische Straße bei Landensberg und in Haldenwang (2004) angeschnitten.

[5] Johann G. F. von Bohnenberger, Ignaz A. von Amman, Ernst H. Michaelis: „Charte von Schwaben“, Blatt 26 (Burgau), 1802; es handelt sich um die erste, nach trigonometrischen Vorarbeiten gefertigte,  genauere topografische Karte unseres Bereiches.  Die 1784 erbaute Hl. Kreuzkirche ist auf der Karte versehentlich als S. Catharinen- Cap. (Kapelle) eingetragen. Am Anfang des 17. Jh. hatte die Priorin  des Dominikanerinnen- Klosters St. Katharina (Augsburg), dem die Ortschaft Mindelaltheim bis 1802 gehörte, an dieser Stelle eine   kleine Kapelle errichtet.                     

[6] Der Abschnitt zu Steuerdistrikt, Pfarrei und Schulsprengel ist der Arbeit von Karl Bader entnommen: Mindelaltheim. Streiflichter zur Dorfgeschichte, in: Dürrlauingen, Mindelaltheim, Mönstetten , Anton H.Konrad Verlag, Weißenhorn 2011, S. 503 – 506.

[7] Karl Bader, wie Anm. 6, S. 420.

 

Für freundliche Auskünfte danke ich Frau Eleonore Bader und Leonhard Bader Mindelaltheim, Herrn Johann Schneider, Dillingen, Fam. Rother aus Burgau und Herrn Maximilian Lang, M. A., München.

Das aktuelle Foto vom Bereich des E-Werks  ist vom Autor selbst gefertigt (Abb. 1)

Den Abdruck des Abschnitts aus der „Charte von Schwaben“, Blatt 26 (Burgau ) von  1802 genehmigte die Württembergische Landesbibliothek Stuttgart ( Abt.  Karten/Graph. Sammlungen).  Abb. 2

Frau Eleonore Bader aus Mindelaltheim  genehmigte den Abdruck des Bildes des nach dem Brand von 1903 wiederaufgebauten Wirtschaftshofes  der Riedmühle (Foto von ca. 1920, Abb. 3).

 

 

Dr. Philipp Jedelhauser
Historischer Verein Burgau Stadt und Land e.V.
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