Die Geschichte der Firma J. Zimmermann Sohn in Burgau
Vielleicht ist es interessant zu wissen, dass der Beruf des Kupferschmieds, bereits belegt durch Funde aus Tappe Ghabrestan (Iran), in die erste Hälfte des 4. Jahrtausend vor Christi datiert werden kann. Auch die Kältemumie Ötzi, der um 3.300v. Chr. lebte trug bei seinem Tod ein vollständig erhaltenes Kupferbeil mit sich. Das Kupferschmiedehandwerk ist wahrscheinlich eines der ältesten metallverarbeitenden Handwerke der Menschheitsgeschichte.
Und seit dem frühen Mittelalter wurden bei uns in Europa allerhand Gebrauchs- und Ziergegenstände aus Kupfer hergestellt aus unlegiertem Kupfer und Kupferblech. Dies waren z. B. Gefäße für den Küchengebrauch, sakrale Kunstobjekte, Schmuck, Reliefs, Statuen und auch Dachabdeckungen. Im Mittelalter hieß der Kupferschmied auch Kessler oder Kesselmacher.
Der Historische Verein Burgau Stadt und Land e.V. hatte bereits zum Thema „Kupferschmied“ im Foyer des Rathauses in Burgau 2013 in den damals vorhandenen Glasvitrinen eine umfangreiche Ausstellung angeboten.


Der Hintergrund für die Ausstellung war die Tatsache, dass es in Burgau einen großen und bekannten Kupferschmied gab, nämlich die Firma J. Zimmermann Sohn in der Kapuzinerstraße und zwar schon seit 1817. Als die Firma 1967ihr 150-jähriges Bestehen feierte gab sie eine interessante und für unsere Stadtgeschichte heute äußerst wichtige kleine Broschüre über ihre Entstehungsgeschichte heraus.
Wir zitieren nun aus dieser Firmengeschichte:
„Im Jahre 1817 erhielt der ledige Kupferschmied Jakob Zimmermann aus Burgau, Gründer der heute150 Jahre bestehenden Firma J. Zimmermann Sohn, vom hohen Magistrat der Stadt Burgau die Ansässigkeitsgenehmigung wohlwollend zugesprochen und gleichzeitig wurde ihm die Kupferschmiede-Gerechtsame und die Eisenhandels-Gerechtsame in der Stadt Burgau erlaubt.
Aus einem im Familienbesitz befindlichen Original des damaligen Burgauer Anzeigers vom 10. September 1890 ist zu erfahren, dass bei der Reparatur des Blockhausturmes, im Turmkopf zwei Schriftstücke gefunden wurden, aus denen ersichtlich ist, dass am 23. Oktober 1847 der Turm neu gedeckt und der Turmknopf neu aufgesetzt wurde. Geleistet wurde diese Arbeit von den beiden Burgauer Kupferschmiedemeistern, Jakob Zimmermann und Johann Dominikus Kleber.
Dieser Jakob Zimmermann, der Firmengründer, übergab nach einem arbeitsreichen Leben seine Kupferschmiede seinem Sohne Ludwig Zimmermann. Durch beispielhaften Fleiß und auf jahrzehntelange Erfahrung gegründet, wurde der Name J. Zimmermann Sohn im weitesten Umkreis bekannt. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wurde der Betrieb ausgebaut und der Tätigkeitsbereich erweitert. Der Lehrlingsausbildung war ein weiter Rahmen gesteckt. Von nah und fern kamen junge Menschen, um hier ihren Beruf zu erlernen."
In einem alten Übergabevertrag lesen wir folgendes:
"Heute am 27. September 1897 erschien vor mir, Max Falkner von Sonnenburg, königlicher Notar zu Burgau, Herr Ludwig Zimmermann, Kupferschmiedemeister in Burgau und Herr Wilhelm Zimmermann, lediger großjähriger Kupferschmied, daselbst wohnhaft, Sohn des vorigen und Besitzzugänger und ersuchten mich, nachstehenden Übergabevertrag zu beurkunden… "
Also ward wieder der Betrieb in jüngere Hände gelegt. Ehrliche und gute Handwerksarbeit wurde geleistet und ging in alle Gegenden unseres schwäbisch-bayerischen Landes hinaus. Brauereien erhielten ihre Sudeinrichtungen mit kupfernen Dunsthauben, Kirchenkuppeln wurden gedeckt, Wasserleitungsanlagen mit hydraulischen Widdern gebaut und Rohre verlegt. In der eigenen Konstruktionswerkstatt entstanden Öfen, Herde und sogar stationäre Baggeranlagen. Anerkennungsschreiben von Gemeinden, Kirchenverwaltungen und Klöstern erzählen uns noch heute hierüber.
Und wieder war ein Menschenalter vergangen und die Zeit der Übergabe gekommen. Der am 8. Juli 1901 geborene Wilhelm, Ludwig, Anton Zimmermann gelernter Maschinenbaumeister, leitete nun mit viel Umsicht und Können das Geschick der Firma. Die Spezialisierung auf den Zentralheizungs- und Lüftungsbau, sowie für die sanitäre Installation gewährleistete die neuzeitlichen Anforderungen zu befriedigen.
Am 12. Juni 1965 nahm ein früher und unerwarteter Tod der Familie den Vater und dem Betrieb die führende Hand.

Wilhelm Zimmermann mit seinen vier Kindern Martin, Ulli, Gabi und Verena (von links nach rechts)
Doch immer wenn das Schicksal hart zugreift, wächst Wille und Kraft. Das Wissen um die Notwendigkeit ließen die Meisterin mit Mut und Vertrauen die Leitung der Firma übernehmen, unterstützt von treuen und pflichtbewußten Betriebsangehörigen und begleitet von der Achtung der Mitbürger.
Eine Reihe von Aufträgen soll uns zeigen, wie sehr die gute und exakte Arbeitsleistung dieses Betriebes gefragt ist. So wurden in den letzten Jahren in folgenden Großbauten Installationen durchgeführt:
- Kreisaltenheim in Burgau:
Heizungs- u. Sanitäre Installation - Verwaltungsgebäude der Firma Mengele in Günzburg:
Sanitäre Installation - Landratsamt Günzburg:
Sanitäre Installation - Städt. Freibad Burgau:
Sanitäre Installation - Staatl. Realschule in Burgau:
Sanitäre Installation - Städt. Krankenhaus in Burgau:
Heizungs- und Sanitäre Installation
Die Dienstleistungen der Firma J. Zimmerman Sohn erstrecken sich über folgende Arbeitsgebiete:
- Mechaniker-Betrieb
- Installations-Betrieb
- Zentralheizungs- u. Lüftungsbau-Betrieb
- Dreherei-Betrieb
- Kupferschmiede-Betrieb
- Schlosserei-Betrieb
Mit diesen sieben Handwerkszweigen ist die Firma J. Zimmermann Sohn in der Handwerksrolle der Handwerkskammer Augsburg eingetragen.
Das Jahr 1967 ließ uns diesen Blick tun in die 150-jährige Vergangenheit eines schwäbischen Betriebes, der entstanden ist aus dem alten Handwerk der Kupfer- und Kesselschmiede – getragen von Generationen – erhalten durch den Fleiß der Hände und den Weitblick seiner Meister - gewachsen zu einem modernst eingerichteten Werkstätten-Betrieb.
Burgau, im Jahre 1967
J. Zimmermann Sohn
burgau -schwaben „
Diese kleine Firmengeschichte aus dem Jahre 1967 hat uns tief beeindruckt was eine Familie und ein Handwerksbetreib vermag in 150 Jahren auf die Füße zu stellen.
Die Geschichte von J. Zimmermann Sohn endete nicht 1967 sondern dauerte an bis ins Jahr 2012. Nach dem Tod des letzten Meisters aus dem Hause Zimmermann, Martin Zimmermann, geb. 1949, verstorben 2011, wurde das Gewerbe dann abgemeldet.
Auf dem Gelände der altehrwürden Firma J. Zimmermann Sohn steht heute das „Sonnenhotel“. Erhalten blieb nur das denkmalgeschützte Haus, direkt an der Kapuzinerstraße, das einmal ein Zollgebäude war.

Das ist das letzte Gebäude der Firma J. Zimmermann Sohn
Dem Historischen Verein Burgau Stadt und Land e.V. ist es ein großes Anliegen diesen Familien die über viele Jahrzehnte, gar Jahrhunderte, Burgau geprägt haben ein kleines Denkmal zu setzen und sie nicht vergessen zu lassen.

Ein Foto der Belegschaft aus den 1960-ger Jahren
(darauf ist Herr Langenmayer, Herr Paluk, Uli und Verena Zimmermann zu sehen, die Namen der anderen sind mir nicht bekannt)
Viele Menschen aus dem ganzen Landkreis haben ihre Lehrjahre bei der Firma J. Zimmermann Sohn gemacht, so auch mein Onkel Josef Gruber und Herr Josef Langenmayer.
Herr Langenmayer hat in der Firma J. Zimmermann Sohn fast sein ganzes Arbeitsleben, bis zu seiner Berentung, verbracht.

Josef Langenmayer (1909-1990)
Diese Fotos hat der Historische Verein Burgau Stadt und Land e.V. (Alois Egle) gemacht bevor der Gebäudekomplex endgültig der Spitzhacke zum Opfer fiel.





Text: Irmgard Gruber-Egle; Firmenbroschüre von J. Zimmermann Sohn, 1967
Bilder: Historischer Verein Burgau Stadt und Land e.V., Egle Alois, Familie Kiechle, Langenmayer und Frau Rita Zimmermann
Irmgard Gruber-Egle
Historischer Verein
Burgau Stadt und Land e. V.
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