Die Ferien sind vorbei, das Chillen hat ein Ende und die Schulen werden im September wieder in ein neues Schuljahr starten.
 
In diesem Jahr befassen wir uns mit der demokratischen Neuordnung Deutschlands und auch der Neuordnung des Schulsystems in Bayern, immer auch mit einem Blick auf Burgau.
 
Die Kinder, explizit in Burgau, hatten sich stark vermehrt, weil viele Heimatvertriebene aus dem Sudentenland, Schlesien, Ost- und Westpreußen, aus Ungarn, Rumänien und von überall herkamen, weil sie aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
 
In Burgau wurden 1944/45 422 Schüler*innen beschult. Im Schuljahr 1945/46 bereits 460 Kinder bis zur 8. Klasse und 1946/47 waren in Burgau bereits 557 Kinder zu unterrichten.
 
Aber schauen wir zuerst einmal auf die allgemeine politische Situation. Bayern war amerikanische Besatzungszone. 
Es kann global gesagt werden, dass im Bereich Schulwesen die institutionellen Verhältnisse der Weimarer Zeit aber mit neuen inhaltlichen Schwerpunkten hergestellt wurde.
Gemäß der Directive JCS 1067 vom April 1945 mussten alle Schulen den Betrieb sofort einstellen, sofern sie nicht schon zuvor geschlossen worden waren. Da die Militärregierung aber großes Interesse hatte, den Schulbetrieb möglichst schnell wieder aufzunehmen, erlaubte sie einigen Schulen auf dem Land bereits vor der offiziellen Genehmigung die Aufnahme eines eingeschränkten Unterrichts.
Ab September 1945 konnten die Schulräte der Volksschulen über die Bezirksregierungen und das Kultusministerium einen Antrag auf Wiederöffnung des Schulbetriebs an die „Education and Religious Affairs Branch“ der Militärregierung richten; ab Oktober war dies Schulleitern von höheren Schulen und Mädchenmittelschulen möglich. 
Dem Antrag waren eine Liste der vorhergesehenen Lehrkräfte und ein Stundenplan beizulegen sowie die Ziele des Lehrplans und die geistige Haltung zu beschreiben, die im Unterricht vermittelt werden sollte.
Anträge und Erteilung der Genehmigungen erfolgten sukzessive, so dass der Schulbetrieb ab Herbst 1945 an den jeweiligen Schulen zu unterschiedlichen Zeitpunkten wieder anlief. Gleiches gilt für die Berufsschulen, die ab Oktober 1945 wieder geöffnet werden durften: Während dies auf dem Land schneller möglich war, zog sich der Prozess in den Städten wegen der gewaltigen Kriegsschäden, denen auch Schulgebäude zum Opfer gefallen waren, hin.
Es herrschte zudem ein akuter Lehrermangel, weil sich infolge des Zustroms an Flüchtlingen und Vertriebenen der Zustand noch verschärfte. Der Lehrermangel führte auch auf die Zugehörigkeit der Lehrer zur NSDAP zurück, weil bis zu deren Entnazifizierung sie mit einem Tätigkeitsverbot belegt waren.
Es ist auch interessant, dass im Volksschulbereich der Anteil der entlassenen Lehrkräfte, aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit bereits vor Mai 1937, in Bayern bei 55,2 % lag und bei den Lehrkräften die an den höheren Schulen unterrichteten sogar bei 2/3.
 
Was die Lehrkräfte in Burgau anbelangte, lagen mir keine Zahlen vor. Aber wir wissen wer ab 1945/46 in den Klassen der Volksschule Burgau den Unterricht abhielt. Dies war Frau Oberwegner, Frau Rösch (Schwester Hortensia), Herr Norbert Schuster jun., Herr Holl, Herr Rogg, Frau Schuster und Schwester Humiliana, geb. Schneid.
 
Ab 1946/47 kamen dann auch wieder Karl Kügle (schon dabei bis 1945) und Frau Neugirg neu zum Lehrkörper der Volksschule.
 
 
In Burgau konnte der Unterricht sowohl im Schloss, als auch in der Mädchenschule auch im furchtbar kalten Winter 1946/1947 fortgesetzt werden. Anderenorts fiel über mehrere Wochen der Unterricht aus, weil es an Heizmaterial mangelte.
 
Die US-Besatzungsbehörden hatten im Bereich der Bildungspolitik und im Hinblick auf die Demokratisierung komplett andere Vorstellungen als die bayerischen Politiker der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die Amerikaner strebten ein gesamtschulartiges System und die Akademisierung der Volkschullehrerbildung an. Im übrigen Deutschen Reich war seit Anfang des 20. Jahrhunderts eine Hochschulausbildung der Volksschullehrkräfte eingeführt worden, nur in Bayern nicht.
Und man glaubt es kaum, aber durch eine geschickte Verzögerungstaktik des damaligen Kultusministers Alois Hundhammer (1900–1974) und mit Unterstützung der Kirche und der Wissenschaft gelang es ihm das gegliederte Schulsystem und die seminaristische Volksschullehrerausbildung nach 1945 wieder einzuführen, bzw. beizubehalten.
 
Dies tangierte natürlich Burgau nicht direkt, aber die neuen Lehrer waren entweder noch an den Lehrerbildungsanstalten zum Volksschullehrer ausgebildet worden oder sie kamen nun von der Pädagogischen Hochschule. 
Osswald Gruber ging auf eine Lehrerbildungsanstalt, wie auch Frau Haltmayer, Frau Port, Frau Ayerle, Otto Mayer, Josef Blaha (später Rektor der Realschule Burgau), Frau Deßloch und noch viele andere, die in Burgau unterrichteten.
Alle jüngeren Lehrer*innen Jahrgänge hatten dann bereits die sog. PH (Pädagogische Hochschule) absolviert.
Meine ganz persönliche Meinung ist, dass aber die älteren Lehrkräfte ebenso gute Pädagogen waren wie auch die späteren Generationen an Lehrkräften.
 
Norbert Schuster 1898 - 1976 Elisabeth Schuster1902 -1971 Josef Blaha 1921-1980
                                                
     
 
Luise Haltmayer 1927 -2023 Helene Bruggner 1897 – 1984
                                  
 
 
Der Historische Verein Burgau hat von den abgebildeten Lehrern und Lehrerinnen Fotos, von den anderen leider nicht. Sollte Jemand Fotos von anderen Lehrkräften aus der Zeit von 1945 bis 1990 haben, freuen wir uns darüber sie einscannen zu dürfen.
 
Aber kehren wir in Burgau in die Jahre ab 1949 zurück. Wie bereits schon erwähnt, stiegen die Schülerzahlen exorbitant an und gipfelte bereits im Schuljahr 1948/1949 in 615 Schülern*innen.
 
Jetzt war es wieder Zeit über neue Schulräume, sogar neue Gebäude nachzudenken und am 29. September 1953, beschloss der Stadtrat in Burgau unter Bürgermeister Mang den Bau eines neuen Volksschulgebäudes mit 15/0 Stimmen.
Damit begann in Burgau ein neues Kapitel „Volksschule“.
 
Bereits am 24. Oktober 1953 war die Hebauffeier für den ersten Bauabschnitt und am Sonntag, den 29. August 1954 fand die feierliche Einweihung statt.
 
 
Dieses Ölgemälde malte Anton Baur dem Bauunternehmer, Hermann Gärtner, 1955
(es stellt den Bau des ersten Baubschnitts der Volksschule Burgau 1953 dar)
 
 
Volksschule Burgau 1959
 
Aula der Mittelschule Burgau
 
Turnhalle der Mittelschule mit Schulbücherei und Teile des Kindergartens
 
Pausenhof der Mittelschule 
 
Eine Bildungsreform, die bereits Anfang der 1960er Jahre begann, führte dann im sog. Schulpflichtgesetz dazu, dass ab dem Geburtsjahrgang 1955 die 9. Klasse Volksschule Pflicht wurde. Dazu kam dann  auch noch, dass es in Zukunft keine Volksschulen mehr gab, sondern eine Grund- und eine Hauptschule. Dazu aber mehr im kommenden Jahr, wenn wir wieder schreiben: „Schule einst und heute, XI. Teil“.
 
 
Quellen: "Geschichte der Volksschule Burgau", von Norbert Schuster 1943, fortgeführt von Luise Haltmayer 1981 und Aufzeichnungen aus dem Archiv des Hist. Vereins Burgau Stadt und Land e.V.
Bilder: Irmg. Gruber-Egle, Archiv Hist. Verein Burgau Stadt und Land e.V.
 
Irmgard Gruber-Egle
Historischer Verein
Burgau Stadt und Land e. V. 
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