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Der Hl. Nikolaus contra Weihnachtsmann

Wenn die "staade Zeit" wieder beginnt und Kinderaugen zu leuchten beginnen, keimt der Mythos des Gabenbringers wieder auf. Neuerdings sind Aktionen wie "weihnachtsmannfreie Zone" oder "Rettet das Christkind" scheinen dann wieder populär. 

Vergessen wird dabei jedoch, dass - wenn wir uns mit Brauchtumspflege ernsthaft auseinandersetzen - auch der Weihnachtsmann seine Berechtigung hat. Nur eben nicht in unserem Kulturkreis.

Im Hl. Nikolaus ist ein gleichnamiger Bischof von Myra (Türkei, gest. 343 n. Chr.) und Abt Nikolaus von Sion vereint. Die Legenden um den Heiligen sind zahlreich und oftmals tritt er als selbstloser Schenker den Armen und Notleidenden gegenüber auf. Nachdem er den Bruder des byzantinischen Kaisers im 11. Jahrhundert wundersam heilte, war sein Siegeszug gewiss und so wurde er bis heute einer der populärsten Heiligen. Er gilt als Patron der Kinder, der Schüler, der jungen Mädchen, die sich Männer und der jungen Frauen, die sich Kinder wünschen. Er ist Nothelfer der Gebärenden, Schutzherr der Seeleute, der Kaufleute, der Müller, der Bäcker und Metzger, der Schneider und Weber, der Fährleute, Flößer und Schiffbauer, der Reisenden, selbst der Gefangenen, der Advokaten, der Notare, der Pfandleiher, der Küfner, der Wein- und Kornhändler und der Eigentümer. Sogar von Bettlern und Dieben wurde er als Patron angefleht.

 

Als im 10. Jahrhundert die Kunde vom heiligen Nikolaus nach Deutschland kam, vermischte sie sich mit den noch lebendigen heidnischen Bräuchen und der Heilige bekam zahlreiche Begleiter: Knecht Ruprecht, Krampus oder den Rheinländer Michl, um nur einige zu nennen.

Zu einer Zeit weitab von elektronischem Spielzeug brachte der fleißige Gabenbringer den Kindern an seinem Todestag als Belohnung für die guten Taten während des Jahres Geschenke in Form von Äpfeln, Nüssen, Mandarinen oder anderem Knabberzeug.

 

Doch dann kam der religiöse und politische Wandel. Mit Martin Luther verlor in der Reformzeit die Nikolausverehrung in den protestantischen Gegenden an Bedeutung, obwohl noch 1535 der Nikolaus in der Familie Luther bescherte.

 

Die Heiligenverehrung wurde verstärkt abgelehnt und Martin Luther wollte dem Gabenbringer etwas entgegensetzen. Fündig wurde er beim "elsässischen Christkind", das von nun an in der Heiligen Nacht die Geschenke brachte. Dabei ist das Christkind keine Inkarnation Jesu Christi, wie oftmals vermutet wird, sondern geht vielmehr auf die Weihnachtsspiele zurück, in denen die Christkinder zur Krippe zogen und dem Jesuskind Geschenke darbrachten. Es wird daher auch traditionell als Mädchen oder Engel dargestellt. 

Dies tat der Popularität des Heiligen in den katholischen ländlichen Gebieten jedoch keinen Abbruch. Noch bis in 19. Jahrhundert brachte der hl. Nikolaus die Geschenke. Um ihn der Lächerlichkeit preis zu geben verpasste man ihn auf Karikaturen eine Art Schlafhaube, ähnlich des "deutschen Michels" und entfernte die bischöflichen Attribute, die man durch Gabensack und Rute ersetzte.

Dieser "Weihnachtsmann" wurde bald von den heimischen Fans wie Heinrich Hoffmann von Fallersleben ("Morgen kommt der Weihnachtsmann", 1835) und Malern wie Moritz von Schwind, der den Winter als alten Mann mit Rauschebart darstellt, gefördert.

 

Zugleich wanderte der Weihnachtsmann durch europäische Einwanderer nach Amerika aus. So wurde aus dem holländischen Sinterklass (Sankt Nikolaus) später Saint Claus und schließlich Santa Claus. Bereits im Struwwelpeter ist dieser Weihnachtsmann dem heutigen Bild sehr ähnlich. Aber als Haddon Sundblom die Attribute - rotes Gewand, Mütze und weißer Bart, sowie eine gewisse Leibesfülle - aufgriff und 1931 für die Coca-Cola Company zeichnete, wurde sein Aussehen für immer geprägt. 

 

Mit dem amerikanischen Kommerz kam der Weihnachtsmann wieder zurück nach Europa und Deutschland. Ab da an haftete ihm das Image eines "ruchlosen Geschäftemachers" an. Gepuscht durch die Medien vermischte er sich immer mehr mit dem Väterchen Frost der Russen, Father Christmas der Engländer oder Nere Noel der Franzosen.

 

In einer globalen und offenen Welt müssen wird das Dasein aller drei Gabenbringer akzeptieren. Jedoch sollten wir dabei unsere heimatliche, bayerische Kultur nicht verleugnen. 

 


 

Die Sache mit dem Maibaum

Kürzlich kam in einer Diskussion die Frage auf, welche historischen Hintergründe es denn eigentlich bei dem Maibaumstellen gibt.

Schabernack in der Nacht von Pfingstsonntag auf -montag und das Verstellen von Sachen leitet sich von einem alten Abwehrzauber her. Die Häuser wurden geweißt und Pfingstmaien angebracht, frische Birkenäste, geschmückt mit Bändern und Blumen, die verliebte Burschen ihren Mädchen als Symbole der Jugendfrische und Zuneigung ("Ich bin dir grün!") vor die Tür pflanzten oder an das Haus steckten. Schlimmer als gar keine Maien zu erhalten, war es für ein Mädchen, von einem "verblichenen" Freund eine sogenannte Schandmaien aufgesteckt zu bekommen: Einen dürffen Stecken oder das kahle Gerippe eines ehemaligen Christbaumes. Auch Kirschzweige (Symbol für Klatschsucht) oder Weißdorn (Symbol für eine, die unbedingt geheiratet werden will) galten als wenig geliebte Gaben.

Neben den Liebesmaien gab es immer den Maibaum (Pfingstbaum) des Dorfes oder des Stadtteils, meist eine Fichte oder Tanne, die - bis auf den Wipfel - entastet war. Dieser Maibaum wurde durch einen Kranz, Fahnen, Bänder, Zunftzeichen usw. geschmückt und auf dem Dorfplatz aufgestellt. Wichtig war, dass der Baumstamm säuberlich entastet und damit sehr glatt war. Zusätzlich wurde er gerne mit Seife eingerieben, denn er diente für Wettkämpfe als Kletterbaum. Bei deisen Spielen wurde der "Pfingsbräutigam" oder "Pfingstkönig" ermittelt, der sich eine "Pfingstbraut" oder "Pfingstkönigin" erwählen durfte, mit der er die "Pfingsthochzeit" feierte. Bis in unsere Tage ist der "Maibaumklau" im Nachbardorf, der dann nur durch - viel, oft sehr viel - Bier ausgelöst werden kann ein beliebter "Sport".


Weitere Anregungen, aber auch Fragen sind gerne gesehen...