Dieses Jahr dauert die „glückselige Fasnacht“ schier unendlich lang und findet erst am Fasnachtsaftermeetig (Faschingsdienstag) am 4. März 2025 ihr Ende!

Im letzten Jahr berichteten wir über die Fasnacht im Jahr 1964 in Burgau. Im Jahr 1964 erschien auch der erste Jahrgang des "Markgräflichen Boten", eine wunderbare und tolle Faschingszeitung.

Wie schon einmal erwähnt, erschien die älteste bekannte Fasnachtszeitung in Burgau bereits 1878. Sie verschwand leider eines Tages aus Privatbesitz und ward nicht mehr gesehen.

Im Jahr 1965 gab es überhaupt keine organisierten Faschingsaktivitäten, weder von der Burgavia noch von anderer Seite. Außerdem verstarb im gleichen Jahr ein großer und begabter Faschingsorganisator, Gerd Kühne, zu diesem Zeitpunkt der Präsident der Burgavia.

 
Gerd Kühne, Präsident der Burgavia von 1959 - 1965

Man kann es kaum glauben und hält es im ersten Augenblick für einen Faschingsscherz, der aber keiner war:  1966 musste wegen Maul- und Klauenseuche ein Faschingsumzug ausfallen.
Zu diesem Zeitpunkt gab es immer noch Wagen mit Pferdegespannen.

Das Amt des Präsidenten übernahm nach dem Tod von Gerd Kühne Hermann Riederle. Unter seiner Regie wurde 1966 am Faschingsmontag ein großer Ballonstart organisiert. Von diesem originellen Ereignis zeugen heute noch Ballonflugkarten mit einem Sonderstempel der Deutschen Bundespost.
Es wurden bei dem Start des Gasballons auch Tausende von Luftballons mit kleinen Erkennungskärtchen losgelassen. Der am weitesten geflogene Luftballon wurde prämiert. Die Antwort kam damals aus Freudenberg, nordöstlich von Berlin, 544 Kilometer von Burgau entfernt.
Die Burgavia schrieb in ihrer Vereinsgeschichte noch einmal drei Jahre der närrischen Höhepunkte.

Man schrieb das Jahr 1967 und es konnte wieder ein Paar gefunden werden, das für ein paar Wochen das närrische Zepter schwang. 
"Prinz Rainer" und "Prinzessin Uschi" (Ehepaar Rainer und Uschi Ried) regierten mit dem Hofmarschall "Karolus von Kluftingen" (Karl Eggstein) alles was sich an Narren und Närrischem regieren ließ.

 
"Prinzessin Uschi I." und "Prinz Rainer I." 1967

Eine zündende Idee ließ in dieser Fasnachtssaison auch nicht lange auf sich warten. Man überfiel das erste Mal das bayerische Innenministerium, an dessen Spitze Bruno Merk stand, der ehemalige Landrat des Altlandkreises Günzburg.
Dieser Einfall war damals eine Mordsgaudi und alle überregionalen Zeitungen berichteten von dieser tollen Idee aus Burgau, denn zu diesem Zeitpunkt waren solche "Überfälle" noch nicht an der Tagesordnung, so wie dies heutzutage der Fall ist.
Führte man 1967 den Fasnachtsumzug noch am Fasnachtsmeetig durch, mit dem Motto "Burgau bleibt Burgau", so versuchte man 1968 ein Experiment und verlegte den Umzug auf den Fasnachtssontig. Dieser Umzug mit dem Motto "Burgaus Narren waren, sind und bleiben" war der einzige Versuch das Umzugsritual zu ändern. Schnell ließ man von dem Sonntag ab und kehrte zum Burgamer Stadtfeiertag, dem Fasnachtsmeetig, zurück.

 1968 gab es an der Vereinsspitze wieder einen Wechsel. Das Amt des Präsidenten wurde Gerhard Dalm übertragen, und "Bärbl I."und ihr "Edwin I." (Ehepaar Edwin und Bärbl Jaser) regierten munter das Burgamer Fasnachtsvölkchen. Sie wurden unterstützt vom altgedienten "Spitz" Riederle als Hofmarschall und den Hofnarren Kurt Adler und Erich Schneider.


 
Präsident Gerhard Dalm 1968
 


Prinzessin Bärbl I. und "Prinz Edwin I." 1968

Nachdem der Überfall auf das Innenministerium so viel Spaß gemacht hatte, überfiel man 1968 das Landratsamt in Günzburg und fuhr anschließend am Gumpiga Doschtig  zum großen Empfang und Umzug der "Mindelonia" nach Mindelheim.
Die Faschingsgesellschaft Burgavia pflegte in den Jahren nach Aachen besonders die Verbindungen zu den Fasnachtsgesellschaften "Perlachia"   in Augsburg und "Mindelonia" in Mindelheim. Während der  60er Jahre    gab es permanent gegenseitige Gastbesuche.
Wie auch schon einmal kurz angeschnitten, stand im Jahr 1968 Burgau und der Burgavia noch ein großes und einmaliges Ereignis bevor. Aufgrund langjähriger und intensiver Bemühungen gelang es doch noch, den Ordensträger "Wider den tierischen Ernst", Dr. Bruno Kreisky, nach Burgau zu holen. Am 19. Oktober 1968 traf der hohe Besuch ein und in seiner Gegenwart wurden die damals neu gestalteten und eingerichteten Räume der Faschingsgesellschaft Burgavia im Schloss eingeweiht.    

Im selben Jahr stellte dann am Kathreinstag (25. November 1968) die Burgavia   das neue Regentenpaar für die Faschingssaison 1969 vor. Es wurde spannend   gemacht.  Man löschte das Licht im Raum, nur zwei Kerzen brannten und Gerhard Dalm, der Präsident,  verkündete mit feierlicher Stimme die Namen der neuen Tollitäten:   "Prinz Hans I."  und "Prinzessin Heidi I." (Hans Winkler und Heidi Reischig).  Sie konnten für das Amt als Prinzenpaar gewonnen werden.

 
Prinzessin Heidi I." und "Prinz Hans I."

Wie die Burgamer Fasnachtsgeschichte weiter geht erfahren Sie im kommen Jahr 2026, wenn es wieder in Burgau heißt:

 

Dr Schneider ond dr Meck,
dia stehlat gera Fleck,
dia stehlat Fleck dass' Hosa geit,
ond s'Underfutter übrig bleibt.

Annamierl, Burzastierl,
gat in Nauchbaurs Garda,
glaubt dia siße Bira auf,
lasst dia saure stragga.
Ward na wenn dr Nauchbaur kommt,
der legt de auf da Disch,
und schleet de wia an Fisch.

S' Weißahora hat d'r Ma sei Weib im Bett verlora,
wer se fend ond neme brengt,
der krieagt a' wackers Drenkgeld g'schenkt!

 

Burga zu, Burga zu,
ohne Strempf, ond ohne Schuh.

Bürgameischtre, dia gat Stiega nauf,
d’r Bürgameischt’r hinda drei,
Bürgameischtre, dia hebts Hemad nauf,
d’r Bürgameischt’r guggat nei!

Beim Käppelewirt, beimKäppelewirt,
dau kehrat Maschgrer ei,
dia saufat Bier ond Brandawei’
ond schiebat Gläser ei!

HIO, HIO, HIO

Quellen:  
Archiv des Hist. Vereins Burgau Stadt und Land e.V., Beiträge aus dem Buch „ Burgamer Fasnacht“,        
I. Gruber-Egle, Burgau 2019

Bilder:        
Archiv Hist. Verein Burgau Stadt und Land e.V., Privatarchiv Familie Egle, Burgau 

Irmgard Gruber-Egle
Historischer Verein Burgau Stadt und Land e. V.
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