Zu uns isch viele Jaur a' älters Weible vom Altersheim g'komma ond hat em Garda mit g'holfa. Barbara hat se g'heißa ond von d'r Natur ganz viel verschtanda. Die had genau g'wisst was ma so übers Jaur en Haus ond Garda do muss. Jetzt um dia Zeit hat se gera g'sumpfalat. Sie wissat et was des isch? Ma rupft Brennesel ond waicht se em Wasser ei. Ma lasst des Ganze a paar Täg schtau, bis au so a rechts G'schmäckle hat, nau werat damit alle Pflanza im Garda dungat. D'r G'schtank darf oin et verschrecka, aber des isch die ökologischte Dungkur schlechthin.
Wenn nau alles dungat war, isch se nau em Hochsommer en d' Gamilla ganga. Dau haber mit ra weit nausfahra müssa, denn die Gamilla hand "sauber" sei müssa, ohne Abgas ond Hondsscheiße. Buschelweis hamer dia nau hoi g'schleift ond tricknat. Ma hat se nau s' ganz Jaur zum Gamillatee g'nomma oder fer a Gamillafußbad. Onsrer Barbara isch nie langweilig g'we.
Em Auguscht hats nau die erschte Pflauma geh. Sie hat se glaubat, Stoiner raus do ond mei Muadr hat da erschte Dotscha em Jaur bacha. Weiter isch des nau ganga mit de erschte Falläpfel. Barbara hat da greschte Kübel g'nomma, den se g'fonda hat ond hat Äpfel glaubat. Dia haba et weg g'worfa, noi, die had se ausg'schnitta ond mei Muadr hat entweder a Apfelkompott oder a Apfelmus zum Eierhab'r g'macht. Nau send Zwetschga komma, dia had se nau wieder mit ra Engels- ond Eselsgeduld entstoint ond ausg'schnitta. En dener Jahreszeit hat's em Wechsel Apfeldotscha, Zwetschganudla, Apfelnudla oder Zwetschgaknedel ge. Mir lauft heit no's Wasser em Mund z'amm.
Nebabei haba dia reife schene Äpfel en große Dorfkretza mit viel Hei nei broggat ond au langsam s' Gärtle a'graumat. Bohna haba schnipplat zum ei'gfiera oder Äpfel sche kloi schnippla fer en Apfelschtrudel, des hat se kennt mei Barbara. Ond koi Arbat war ra z'viel oder gar s'dreggat. Allmählich isch's en späda Herbscht nei ganga ond dia Arbata dussa send weniger wora.
Aber ma hat ja no koine Büschala g'hett zum Feuer a'macha en d'r Früh em Wendr. Also hat Barbara auf em kloina Hackstock mit em Schneier Büschala g'macht, aus allem was ma g'hett hat. Des war oft vom Frühling d'r Baumschnitt ,odr Birkareißig, odr Tannareißig. So schnell hab et gugga kenna, wia se so a Büschele fertig g'hett hat. Zu der Zeit isch dussa scho oft kalt gwe onds Weible hat rot-blaue Händ g'hett, aber des war koi Grund zum aufhera. Mei Muadr hat no so an schene alte Holz-Kohleherd vom Zimmermann & Sohn g'hett ond mit so ma Büschala isch der in d'r Früh ganz schnell a'brennt ond war wara.
Ganz wusselig isch se wora, onsra Mädla, wenn se g'hert hat, dass es en irgend oim Forscht Tannaküh geit. Ihr wissat et was Tannaküh send, Tannenzapfen. Vor 40 ond 30 Jaur hand die oizechte Gmoinda zum Tannakühglauba so Glaubschei ausg'eh. Dau bisch nau in den Forscht g'fahra ond hasch tagelang Tannaküh glauba kenna. En oim Jaur hamer vierzig alte Dorfkretza Tannaküh glaubat ond i hau fascht da ganza Wendr mein Kachelofa neba zu mit dena Tannazapfa zusätzlich g'schürt. Dau war unsra Barbara glückselig. Sie hat so g'lebt, dass ma alz hat fer ebbes braucha kenna.
Barbara Müller (1911 - 2004)
an ihrem 90zigsten Geburtstag
En de Wendrmonaut hat Barbara gera en ener Bibel g'lesa odr en ihrer Goffine. Zwischbadure haba wieder Äpfel aus'schneida müssa, nau hats wieder en Apfelschtrudel ge, den hat Barbara geliebt. I glaub, dafür wär se Meila ganga. Sie hat au mit ra großa Hingab Schnee g'kehrt, bannat ond mit meiner kloine Tochter an Schneema baut.
Sobald aber die erschte richtige Sonnaschtrahla wieder am Firmament sichtbar warat, hat se naus müssa. Nach em Gärtle gugga, gugga wos Schlüsselblümla geit ond sich an d'r Natur freia. Im März hat se nau s' Gärtle umgraba. Wenns nach d'r Barabara ganga wär, häba a'pflanzt wia en ra Großgärtnerei. Ma hat se emmer a weng bremsa müssa. B'sonders guat send ihre Erbeerla wora. Dia send von ener fascht oizecht aufs Schtroh bettet wora, damit se ebbes werat.
Seid Barbara 2004, mit gude 92 Jaur g'schtorba isch, hamer koi Gärtle meh, mir machat au koine Büschala meh ond des meischte Fallobscht kommt auf da Komboscht odr in d' Moschterei.
Apfelschtrudel ond Apfelnudla mach i au no, aber viel weniger als zu Barbaras Zeida ond sumpfala dud au nemad meh.
Bild privat
Irmgard Gruber-Egle
Historischer Verein
Burgau Stadt und Land e. V.
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