Es ist nicht ganz einfach schwäbische Weisheiten oder wie man hochdeutsch sagt, Synonyme, an die Frau oder den Mann zu bringen. Da mich diese sehr feinsinnigen und hintergründigen Aussagen und Sprüche seit Jahren faszinieren, entschloss ich mich diese in hochdeutscher Sprache anzukündigen und zu erklären, damit auch alle unsere Burgauer Bürger damit etwas anfangen können. Da ich bei und mit meinen Großeltern aufwuchs, zitiere ich diese, da auch sie es waren, die mir die Liebe zur schwäbischen Sprache und auch zum Brauchtum vermittelten. Sie kennen das alle, wenn manche Menschen immer so tun, als würde Ihnen nie ein Missgeschick passieren und plötzlich kommt doch dann so manches ans Tageslicht, da sagt der Schwabe aus unserer Region dann,

Bi i froh, dass ander Leuts Kälbla au Läus hand!

Mitmenschen, die immer schon genau wissen was morgen ist, was ihre Kinder einmal werden oder lernen werden, denen empfiehlt der Schwabe,

Ma macht koin vorrätiga Dachstuhl, der basst nämle net!

So ist der Kommentar auch ganz kurz, wenn bei einem Paar entweder der Mann oder die Frau davonläuft,

Ebbes Reechts kommt wieder!

Wenn sich unsere Mitbürger immer in die Angelegenheiten anderer einmischen gibt es auf alle Fälle zwei Empfehlungen, die da so heißen,

Solang mir et aus oiner Schüssel essat, oin Geldbeitel hand und au et mitanander under oiner Degga liegat, hand mir zwei mitanand nix zum do! Das des klar isch!

Am beschta du kersch vor deiner oigana Dür!  oder

Dia soddat vor ihrer oigana Dür kehra!

Alle kennen wir auch Leute die zu alles und allem einen passenden, oder meistens unpassenden Kommentar abgeben, der oft völlig an der Sache vorbei geht. Jenen wird gesagt,

Des Gschwätz war wia vom a Ma ohne Grend!

Auf der anderen Seite empfahlen meine Großeltern immer,

Alles wissa isch besser, wia alz kenna!

Zu besonders altklugen Kindern aber auch Erwachsenen, sagt der Burgauer Schwabe,

Wenn dei Nes in da Kiehdreck schtegsch, nau hersch' s' Gras wachsa ond Fleh huschda!

Menschen die angeben, was sie alles haben, aber man wusste, dass sie es nicht haben entgegnete man kurz und bündig,

Her bloß auf, bei dir haba au da Pflug ins Hennaloch neigschoba!

Es gibt heute viele Menschen, die gerne aus kleinen Angelegenheiten große Probleme machen, das sind dann solche,

Dia aus ra Mugg an Elefant machat!

Großspurige Mitbürger, die gerne mit ihrem Vermögen angeben, das meistens ererbt oder erheiratet wurde, wurden folgendermaßen beschrieben,

Dia hängad ganz sche ihren Blätschel raus!

Wobei "Blätschel" die Zunge aber auch der Stolz ist.

Wenn wir Kinder in die Schule gingen, fragten meine Großeltern häufig,

Hasch deine sieba Zwetschga au bei'nand?

Nett ist auch der Ausspruch, wenn etwas gut geglückt ist,

Ja, jetzt hand sexa sieba g'fanga!

Alle kennen wir Freunde, Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen, die permanent jammern,
da greife ich auch heute noch gerne auf die alte Weisheit zurück und sage,

Dia, dia au so jaumret, dene kamma alle no helfa!

Bestimmt kennen Sie auch Mitbürger, die beim Essen äußerst wählerisch sind, da sagt der Schwabe dann,

Mei God, send dia heelmaulad!

Zum Schluss erzähle ich Ihnen noch eine nette original Burgamer Geschichte:

In unserem alten Krankenhaus war noch um 1917/18 auch das Walter'sche Altersheim untergebracht, besser gesagt das Pfründnerheim der Stiftung belegte zu dieser Zeit den größten Teil des Hauses.
Dort war eine Frau zu dieser Zeit untergebracht, älter und geistig etwas einfacher gestrickt.
Als dann im ersten Weltkrieg auch über Burgau Flieger auftauchten und welche landeten, war diese Frau Schäffler derart begeistert und angetan, dass sich bei ihr daraus ein großes Wunschdenken entwickelte.  Nämlich, dass eines Tages so ein Flieger kommen würde und sie abholen und mit ihr sozusagen in den Himmel, auf Nimmer Wiedersehen fliegt!
Das erzählte sie dann auch allen Leuten, denen sie begegnete. Ihr Spruch war:

"Jetzt kommt a Flieger' und holt mi, mit ma Offizier, a Korpural, vielleicht au sogar a Admiral, Hauptsach es "ralat" sich halt!"

 

 

 

 

Soweit mir bekannt ist, ging dieser Wunsch leider nicht in Erfüllung.


   
 
         Irmgard Gruber-Egle
         Historischer Verein
         Burgau Stadt und Land e. V.
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