Dialekte sind immer sehr direkt, für heutige Begriffe oft derb, aber gerade die „schwäbischen Weisheiten“ treffen die Lebenssituation genau, wie den Nagel auf den Kopf, und dies heute mehr denn je.

Meine Oma pflegte bei Übertreibungen häufig zu sagen:

Oh mei God, z’schert war et viel ond nau hads au no schtark nauch glau!

Nach einem anstrengen Tag und der Frage, wie es einem denn gehe, sagte man:

I bin, maushe‘ ond da Fuß a‘!

Es gibt immer wieder Mitmenschen, die vieles schleifen lassen, oft auf Kosten ihres unmittelbaren Umfeldes. Da hörte man in der Vergangenheit in Burgau oft den Kommentar:

Der/die land au un’sra Herrgott an guade Ma‘ sei!

Es gibt täglich Situationen, gerade in unserer sehr angespannten Zeit, in denen man sich oft zu Kommentaren und auch Einschätzungen hinreißen lässt, die nicht allen gefallen. Um das ganze zu entschärfen meint der Schwabe:

Ma‘ schwätzt ja bloß vom Dreck, ma‘ frisst  ja ed!

Sehr häufig passiert im Leben etwas, was im Moment alles zu verändern scheint. Folgender Kommentar, macht hier dem Herzen Luft:

Dau bisch nau au‘ bürschtet ond g’schtrehlt!

Geht etwas schief oder man ist mit einem blauen Auge davongekommen, so sagt der Schwabe:

Isch allaweil besser, wia wenn d’r oiner mem Schtegga nauch schprengt!

Kennen Sie das auch, wenn jemand kommt und man bittet ihn herein und dieser ziert sich so? Dann pflegten die Burgauer zu sagen:

Komm rei‘ ond sei gera dau!

Nicht nur Kinder, auch Erwachsene reden sich gerne aus prekären Situationen mit den skurrilsten Aussagen heraus. Schwäbisch kommentier man dies so:

Der/die had au schneller a‘ Ausred, wia d‘ Maus a‘ Looch had!

Man hat nicht das bekommen, was man wollte. Die angestrebte Sache lief nicht befriedigend. Der Gesichtsausdruck spricht Bände:

Der/die sieht au aus, als hättad em d‘ Henna s‘ Brot g’nomma!

Oft gehen nicht alle Wünsche in Erfüllung, sowohl bei Kindern, wie auch Erwachsenen und dies früher wie heute. Oder man hat etwas eingebüßt oder verloren. Da hilft die Empfehlung des Schwaben um die Frustration zu lindern:

Nau guggesch halt  mit em Ofarohr ens Gebirg!

Bestimmt kennen Sie auch etliche Menschen, die immer geschäftig, heute würde man sagen bussy, sind, aber die Ergebnisse selten ihre Geschäftigkeit spiegelt? Oder sie mit ihrem Gehabe auch Erfolge negativieren. Diese schwäbische Weisheit gefällt mir besonders gut:

Was se‘ mit de‘ Händ dend, werfat se mit em Arsch wieder um!

Sind Sie auch manchmal richtig verärgert, es gelingt etwas nicht so und sie würden gerne Ihrem Herzen Luft machen? Dann meinte mein Großvater:

Des koo’de i‘ grad durch Sonn‘ ond Mond werfa!

Da wir Schwaben nicht immer und sofort alles bereden und schon gar nicht mit jedem, kann es sein, dass eines Tages man gefragt wird:

Du, kood i‘ et amal mit Dir an Schtoß schwätza?

Da es insbesondere heute eine schmale Gratwanderung ist, sich in die Erziehung von Kindern bei anderen Leuten einzumischen, finde ich diese schwäbische Empfehlung geradezu diplomatisch:

Den/die däd i‘ au richta‘ nach d’r Morgasonn!

Ein sehr alter und heute kaum verwendeter Ausspruch über das Alter seines gegenüber ist folgender:

Du bisch fei bloß a‘ baar Gaisrupfa älder als i‘!

Man verwendete diesen Ausspruch gerne, wenn das Gegenüber sehr auf sein Ältersein pochte.

Im Übrigen, müssen Sie auch manchmal

A‘ Gsetzle schlaufa?

Und zum Abschluss wieder ein echtes, sich in Burgau zugetragenes G’schichtle.
Nicht alle Ur- und Großmütter haben gerne gekocht und sich aufopferungswillig ihrem Schicksal als Hausfrau und Mutter untergeordnet. So auch eine Base (Cousine zweiten Grades meiner Großmutter). Sie war gerne Bäuerin und arbeitete gerne im Garten, aber Kochen war ihr ein Graus. Als sie einmal wieder etwas schnell und unpassend zusammengekocht hatte, rebellierten ihre Kinder und sagten: „Mei Muadr was hasch denn heit wied’r g’kocht?“ Dann sagte sie ganz ruhig und gelassen: „Send still, ihr hoikle Bragga, wenn’s ed so guad isch, dann isch’s dafir so waara!“
Damit war das Thema erledigt.

 

Burgau auf alten Postkarten
um 1900 bis 1912

Irmgard Gruber-Egle
Historischer Verein Burgau Stadt und Land e. V.
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