Die "Schwalbe" ein Traditionsgasthaus, mitten in Burgau, ist 90 Jahre im Besitz der Familie Mayer und Nachkommen

In Burgau reißen die Jubiläen und die Gründe Feste zu feiern das ganze Jahr nicht ab.
So ist zu vermelden, dass die Familie Mayer und ihre weiblichen Nachkommen bereits seit 90 Jahren das wunderbare Traditionsgasthaus "Schwalbe" betreiben. Mit diesem Artikel setzen wir auch unsere Berichte über die Burgauer Familiengeschichte fort.

Mit dem Namen der "Schwalbe" verbinden sich in Burgau bis heute viele Begriffe wie "Schnecken", "Kartenstammtische", "Bullenbeauftragte", "Landwirtschaft" etc. Auf diese Stichwörter gehe ich später noch näher ein. Zuerst einmal beleuchten wir die nachweisliche Geschichte dieser Gastwirtschaft.
Laut dem Archiv der Stadt Burgau wurde die Gaststätte urkundlich zum ersten Mal 1767 erwähnt und sie soll im Eigentum von Josef Seiff gestanden haben. Man könnte also auch sagen 250 Jahre "Zur Schwalbe" in Burgau. Bereits 1783 ist das Haus dann im Besitz von Balthasar Geiger, genannt "Schwalbenwirt". Nachdem Burgau bayrisch geworden war, erwarb im Jahre 1826 Georg Weindl die Wirtschaft und lässt sie als Brauhaus mit redigierter Brandweingerechtigkeit eintragen. Nur zehn Jahre ist Georg Weindl Wirt, denn er verkauft die "Schwalbe" um 5.535 Gulden, 1826 an Andreas Scherer.
1860 wird das Gasthaus, gleich neben dem Stadttor, wieder verkauft. Dieses Mal erwirbt ein Bierbräuer zu den "3 Königinnen" aus Augsburg, Georg Bolkhard, das Haus und verkauft es 1894 an Jakob Ammann. Dieser erbaut nachweislich den Stall, den Stadl und das Wirtschaftsgebäude neu. Wie diese "Schwalbe" in etwa um das Jahr 1897 aussah, kann man an einem Modell studieren, das Xaver Schieferle, Magnus Simnacher, Lorenz Mayer und Fritz Baumeister zum 850-jährigen Stadtjubiläum 1997 anfertigten. Jakob Ammann scheint die Gaststätte auch verpachtet zu haben, denn als "Schwalbenwirt", wird in der Chronik zu diesem genannten Modell, Otto Eggstein genannt. Dieses Modell befindet sich im Archiv der Stadt Burgau. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg erhält Max Thoma die Konzession zum Betrieb der Gastwirtschaft "Zur Schwalbe" und erbaut einen Eiskeller.

Am 15. April 1927 kaufen dann die Eheleute Luise und Anton Mayer die "Schwalbe". Anton Mayer war nicht nur Gastwirt mit Leib und Seele, sondern auch ein großer Landwirt und viele, viele Jahre der von der Stadt Burgau beauftragte Bullenbetreuer des städtischen Bullenstalles. Jede größere Kommune unterhielt zum Zwecke der Vermehrung des Kuhbestandes der ortsansässigen Landwirte bis in die 1960iger Jahre so einen Stall, bestückt mit Zuchtbullen. Dies war nicht nur eine ehrenvolle, sondern auch eine verantwortungsvolle Aufgabe, verbunden mit allerlei Gefahren. Davon, so weiß ich, konnte Anton Mayer, Senior, stundenlang erzählen.
 
Der "Schwalbenwirt" Anton Mayer, Senior

Die Gastwirtschaft betrieb mit ihrem ganzen Herzblut seine Frau Luise. Viele Kartenstammtische hatten in der "Schwalbe" ihre Heimat. Bekanntlich sorgen sich Wirtinnen nicht nur um das leibliche Wohl ihrer Gäste, sondern waren und sind auch als Kummerkasten, Seelentröster und Helfer  für ihre Gäste zuständig.

 
Luise Mayer und Tochter Helma Joachim

Diese Mission als Wirtin und Wohltäterin kostete allerdings der Nachfolgerin der Eheleute Mayer, ihrer Tochter Helma Joachim, das Leben. Luise und Anton Mayer übergaben am 1. August 1985 die "Schwalbe" ihrer Tochter Helma. Im Januar 2006  wurde Helma Joachim von einer ihr wohl bekannten Person brutal niedergestochen und verstarb in ihrem Geburtshaus, der "Schwalbe".
Der Täter konnte übrigens bis heute nicht gefasst werden!
Claudia Smalko, die Tochter von Helma Joachim, und ihr Mann Michael hatten eigentlich auf die Fortführung der Wirtschaft in dem bisherigen Stil keine Lust.

Als einzige Erbin bekam Claudia Smalko natürlich die Gaststätte unmittelbar nach dem Tode Ihrer Mutter. Aber nach einem langwierigen Überlegungsprozess entschieden sich die Eheleute Claudia und Michael Smalko das Traditionsgasthaus aufrecht zu erhalten.

Am 18. April 2007 eröffneten sie die "Schwalbe" wieder und fortan hieß es dort "Musik liegt in der Luft". Durch die Liebe der beiden zur Musik reifte in ihnen der Gedanke ein "Event-Gasthaus" daraus zu machen. Das Lokal ist am Mittwoch für ein paar ausgewählte Kartenstammtische geöffnet, aber auch für jeden, der gerne einmal was Ausgefallenes essen möchte. Und an bestimmten Freitagen und Samstagen finden Musikabende mit gutem Essen statt. Diese Musik-Events haben ein Motto, so heißen sie im Hebst 2017 "Merci, Udo" und "Christmas Candlelight". Beide Smalkos singen und spielen verschiedene Instrumente, wie Klavier und Gitarre. Zwischenzeitlich werden sie von Sohn Elias sowohl im Service, wie auch musikalisch unterstützt.
Damit bei dieser mitreißenden Musik das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt, steht Gerti Zöllner Claudia Smalko in der Küche zur Seite.

 
Michael Smalko, Gerti Zöllner, Claudia Smalko und Elias Smalko

Und jetzt müssen wir unbedingt noch die "Schnecken" zu Wort kommen lassen. In der "Schwalbe" war es schon vor 1927 Tradition am Aschermittwoch Schnecken zu kredenzen.  Albert Vogele schreibt 1991 "Eine 100jährige Tradition haben in der Markgrafenstadt die "Schneckenbälle" (wie das Schneckenessen auch genannt wurde) am Aschermittwoch. Zu "Schneckenbällen" eingeladen hatten bereits 1891 der Burgauer Schwalbenwirt und der Unterknöringer Platzwirt." Diese Tradition wurde bis zum Tode von Helma Joachim aufrecht erhalten.  

Jetzt bleibt uns  nur noch der "Schwalbe", sprich Familie Smalko  zu Ihrem Familienjubiläum zu gratulieren und noch viele schöne Jahre mit Musik dem Traditionsgasthaus zu wünschen.

Vielleicht der nächste "Schwalbenwirt"?

Musikalische Veranstaltungen sind im Herbst  an folgenden Terminen:

Freitag, 06. Oktober  Merci,Udo
Freitag, 13. Oktober    Merci,Udo
Freitag, 27. Oktober  Merci,Udo
Freitag, 01.Dezember Christmas Candlelight
Freitag, 08. Dezember Christmas Candlelight
Samstag, 09. Dezember Christmas Candlelight
Samstag, 16. Dezember Christmas Candlelight