Schwäbisch und ein spontan verliehener Orden

Was das eine mit dem anderen zu tun hat erzähle ich Ihnen der Reihe nach.

Ein Schwerpunkt der Aufgaben des Historischen Vereins Burgau Stadt und Land e.V. ist es auch die Schwäbische Sprache, in unserer Stadt mit Umland, zu erhalten, zu pflegen und auch zu dokumentieren.

Es gibt zwar den "Schwäbischen Sprachatlas" von Prof. Dr. Werner König, dessen 1. Band 1996 und der 14. Band 2009 publiziert wurde. Dies ist ein umfängliches Werk, das nach verschiedenen Themenbereiche gegliedert ist.  so z. B. "Das Vieh und seine Pflege, Der Mensch, Das Haus,  Ernährung"  und vieles mehr.
Es gibt außer diesen 14 Bänden, auch einen "Kleinen Sprachatlas von Bayrisch Schwaben" von Dr. W. König und Dr. M Renn, Augsburg 2007.

Als überzeugte Schwäbin oder Schwabe geht einem bei diesen Werken das Herz auf. Leider kann man einen 14-bändigen Sprachatlas nicht immer und überall dabei haben.
Aber wir können die noch bei uns angelegten Erinnerungen an den schwäbischen Dialekt reaktivieren und wieder einsetzen. So stelle ich immer wieder mit Überraschung fest, wenn mir so ein sehr altes schwäbisches Wort einfällt und ich es in meinen täglichen Sprachgebrauch einbaue, sind viele meiner Mitmenschen zuerst überrascht, dann erinnern sich viele auch daran und die, die es noch nie hörten, wollen dessen Bedeutung erfahren.

Die Pflege der eigenen Sprache, sprich des einmal erlernten Dialektes ist  Brauchtum, Brauchtumskultur. Die Förderung ist mehr denn je notwendig, weil selbst ein Schwäbischer Sprachatlas nicht alles abdeckt. Der Hist. Verein Burgau Stadt und Land e.V. hat die Förderung und Pflege  in seine  Satzung und seinen Aufgabenkatalog mit aufgenommen.

Wussten sie, dass ein "Kalfakter" ein Verräter ist. Oder wenn Sie jemanden ärgern, verulken wollen, schwäbisch "g'schnetzgeigla" heißt. Der Brauch zur Geburt eines Kindes ein Geschenk zu machen, ist wohl alt, erinnern wir uns nur an die Märchen mit den guten und den bösen Feen, z. B. Dörnröschen. Da gibt es bei uns den Begriff "Kehdbeedschenga" oder noch älter ist der Begriff "Weißatschenga". Das kommt daher, dass man die Geburt mit der Farbe Weiß in Verbindung brachte und frisch geborene Kinder ausschließlich weiß anzog. Nicht so wie heute, bereits in kleine Jeans und Kapuzenshirt packte, sondern ganz in weiß in ein weißes Steckkissen verfrachtete.
Dann macht der Burgauer Schwabe "koin vorrätiga Dachstuhl, weil der et paßt"., das heißt, man prognostiziert nicht  etwas und gaukelt etwas in der Zukunft vor, dass man weder beeinflussen, noch wissen kann.
"D'r Schenker isch g'schtorba, jetzt lebt bloß no d'r Henker", spricht für sich. Mein Großvater sagte zu mir als Kind, wenn ich mich verletzte: "En dausad Wucha, g'schpürsch au nix meh", das stimmt, denn dann sind ungefähr 19 Jahre vergangen.
Oder wenn man "in dener Wäsch koi Hemat hat", mischt man sich besser nicht ein!

Da Sie in Zukunft öfters von mir in die Welt des schwäbischen Dialekts entführt werden, machen wir hier für heute Schluss und kommen zu dem spontan verliehenen Orden.

Die Familie Kramer, sprich die "Metzgerei Merkle" feiert heuer ihr 125-jähriges Bestehen und bei dieser Gelegenheit veranstalteten Susanne und Markus Kramer in der "Alten Schmiede" schwäbische Abende mit schwäbischem Buffet  und jeder Menge schwäbischer Geschichten, Anekdoten und Gedichten. Für den kulinarischen Teil zeichneten die beiden Metzgermeister, Susanne und Markus, verantwortlich und für den unterhaltsamen Teil engagierten sie Martin Kramer und mich.

Martin Kramer und ich waren in erster Linie von dem sehr gut gelungenen schwäbischen Buffet mit Brotsuppe, Kraut und Schweineschwänzla, Kässpätzla, kleinen Krautwickeln, gezogenen Küchla und Eierhaber (Kaiserschmarrn) derart angetan, dass wir beschlossen am nächsten schwäbischen Abend den beiden Wirtsleuten den "Goldana Spatzahobl Orda" zu verleihen. Gesagt, getan.
Dazu gab es eine Originalurkunde und ein Originalgedicht, plus einem goldenen Spätzlehobel.
Das können Sie jederzeit in der "Alten Schmiede", in Burgau  besichtigen.

Außerdem gibt es 2018 bestimmt wieder einen "Schwäbischen Abend". Apropos, wer nicht nur gerne schwäbisch spricht, sondern auch gerne schwäbisch isst, sollte ihn nicht verpassen.