Der keltische Flussname ist auf den Stamm klar/(rein), altirisch mend / mind, zurückzuführen.

In den ältesten schriftlichen Quellen erscheint die Bezeichnung „Mindil“. Die Mindel wird erstmals am 11. März 853 bei einer gerichtlichen Grenzfestlegung für das Kloster Kempten durch König Ludwig den Deutschen erwähnt: Die Abgrenzung geht “...vom Brunnen bei Böhen über die Mindelquelle („Mindilunursprinc“) zur Wertach...“. Mindelau bei Mindelheim wird in einer Urkunde von König Heinrich IV. vom 9. Oktober 1075 „Mindilowa“ genannt. Das Kloster Sankt Georgen im Schwarzwald bekam 1095 im Augsburger Bistum „in pago (Gau) Mindilriet“ Güter in „Mathesowa (Mattsies), Choringen“ und „Weingu“ geschenkt.                                                                                                              

Die Mindel entspringt in 760 m Höhe am Fuß des Mindelberges nördlich des Weilers Mindelberg (Obergünzburg). Eine kräftige Schüttung führt zu einer durch einen seitlichen Erddamm gesicherten Bacherweiterung im Wald. Von dort strömt das Wasser in das kleine E Werk der ehemaligen Mindelmühle, die bereits 1448 als Lehen des Stiftes Kempten erwähnt wurde. Neben dieser Hauptschüttung finden sich weitere Quellen und eine dem Mindelberg vorgelagerte Sumpfwiese. Über 78 km fließt die Mindel dann bis zur Mündung in die Donau bei Gundremmingen (430 m über NHN). Die ersten ca. 4 km nach der Quelle sind ein Naturparadies ohne Weg und Steg. Die Mindel quert mit ihren Nebenflüssen und Bächen die Landkreise Unterallgäu, Ostallgäu, Günzburg und legt den letzten Kilometer im Landkreis Dillingen zurück. Dabei fließt sie durch Dirlewang, Mindelheim, Pfaffenhausen, Thannhausen, Jettingen, Burgau und Offingen. Neben vielen Bächen hat die Mindel zwei größere Nebenflüsse.
Die Kammel, die von ihrer Quelle westlich von Erisried (Gemeinde Stetten) bis zur Mündung vor Offingen 57 km lang ist. Sie fließt durch Kammlach, Breitenbrunn, Krumbach, Ettenbeuren, und Unterknöringen. Der rechte Nebenfluss Flossach entspringt nordwestlich von Türkheim bei Gerum (Gemeinde Rammingen) und mündet nach 20,5 km unterhalb von Hasberg in die Mindel. In die  erst ca. 3 km lange Flossach mündet unterhalb von Rammingen der 35 km lange Wörthbach. Dieser heißt im Oberlauf auch Friesenrieder Bach und entspringt in 820 m Höhe im Hollenwald östlich von Wenglingen (Gemeinde Aitrang). Der Wörthbach (früher Wettbach genannt) fließt über Wenglingen, Friesenried, Eggenthal, Baisweil durch Bad Wörishofen und Rammingen in die Flossach. Diese erreicht über Tussenhausen, Zaisertshofen und Kirchheim die Mindel. Die von der Mündung in die Donau entfernteste und höchstgelegene Quelle des gesamten Wassereinzugssystems der Mindel ist nicht die Mindelqelle selbst, sondern die Quelle des Wörthbaches (Friesenrieder Baches) im Hollenwald bei Wenglingen. Von dieser Quelle sind es über die Flossach bis zur Mündung der Mindel in die Donau ca. 90,5 km.

Eine geologische Besonderheit stellt die sogenannte Wertachgabel bei Türkheim dar. Hier fehlt der für die Iller-Lechplatte typische Höhenzug („Riedel“) zwischen dem Wertach- und dem Flossachtal. Der Wertachtalboden geht nach Westen ohne wesentliche Höhendifferenz in das Flossachtal über. Ursächlich dafür ist eine Teilung des Wertachgletschers bei seinem weitesten Vorstoß in der (Mindel-)Rißeiszeit am südlichsten keilförmigen Ausläufer der Stauden (Türkheimer Sporn). Ein Gletscherarm lief ins Wertachtal, der andere reichte ins heutige Flossachtal und entwässerte über das Mindeltal in die Donau. Zum letzten (Würm-) Glazial stieß das Eis nicht mehr soweit vor, die Wertach teilte sich aber noch lange an der Wertachgabel in zwei Arme. Schließlich vertiefte sich das Flussbett zum heutigen Wertachtal mehr und das Flossachtal fiel trocken. Das für die Gewässergröße sehr breite Flossachtal und das erheblich erweiterte Mindeltal nach Pfaffenhausen/Salgen bis zur Donau wurden durch die eiszeitliche Wertach geformt. Die Geologen haben unterhalb dieser Erweiterung des Mindeltales alpine Sedimente und Steine aus dem Bereich der Wertach gefunden.


Die Mindelquelle   
Bild: Dr. Jedelhauser

Die Wasserkraft wurde im Mindeltal seit dem Mittelalter intensiv genutzt. Die Spöckenmühle bei Kirchheim wird bereits im August 1225 in einer Urkunde von Papst Honorius III. für das Kloster Elchingen genannt Alleine im Bereich des Hauptflusses und der unteren Flossach sind von der Quelle (Mindelmühle) bis zur Mündung in die Donau noch heute über 50 frühere Standorte von Mühlen bekannt. Diese waren öfters kombiniert mit Sägereien oder Hammerschmieden. An den meisten dieser ehemaligen Mühlenstandorte wird heute die Wasserkraft zur Stromerzeugung genutzt. Nahe der Mündung der Mindel in die Donau steht das Atomkraftwerk Gundremmingen. Mit dessen Schließung Ende 2021 wird am Fluss nur noch regenerative Energie erzeugt werden.

Nach der letzten Eiszeit kamen in Teilen des Mindeltales ausgedehnte Niedermoore vor. Die Wiesenmoore mit kalkreichem Wasser hatten starke Riedgras und Binsenbestände. Diese bildeten mit die Grundlage für die Torfvorkommen, die besonders im Raum Burgau, Jettingen und Scheppach über lange Zeit, teils gewerbsmäßig, abgebaut wurden. Viele Landwirte hatten ihren eigenen Torfstich für das private Brennmaterial. In der Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als sämtliche Wälder von Astbruch und Tannenzapfen leergeräumt waren, wurden viele Torfstiche nochmals länger genutzt. Um 1960/65 endete diese Ära. Beim Torflehrpfad Jettingen kann man den früheren Torfabbau anschaulich nachvollziehen. Die Jettinger Torfwirtschaft Hamp hatte sich ab 1881 aus einer Kantine für Torfstecher entwickelt. Das historische Kleinod steht heute behutsam renoviert und mit den schrägen Böden (Absenkung im Moor) naturgetreu aufgebaut im Schwäbischen Bauernhofmuseum in Illerbeuren. Bei Burgau gingen die Torfstecher ab ca. 1930 in den Lammkeller, der nahe der „Torfmähder“ lag. Die Bremsen- und Mückenplage in den Torfstichen war berüchtigt. Das Mindeltal westlich des Flusses mit dem Niedermoorbereich zwischen ca. Schönenberg und Burgau wird seit alters her Bremental genannt. Diese Bezeichnung („Brementhal“) erscheint bereits bei einer Schenkung im ca. 12. Jahrhundert in den Annalen des Klosters Wettenhausen (Band I./1, S. 57). Abgesehen von der völligen Zerstörung des östlichen Talbereichs bei Röfingen / Jettingen-Scheppach durch Gewerbegebiete und Straßenbauorgien ist das Mindeltal heute noch ein weitgehend intakter Naturraum. Darauf weist auch die Ansiedlung des inzwischen vierten Storchenpaares in Burgau hin.

Literatur/Nachweise:

Joseph Schnetz: Flussnamen des Bayerischen Schwabens, Augsburg 1950, Mindel. Reinhard Bauer: Die ältesten Grenzbeschreibungen in Bayern und ihre Aussagen für Namenskunde und Geschichte, München 1988, Kemptener Mark S. 189 201. (Das gelegentlich angegebene Datum 11. März 804 dürfte unzutreffend sein, die Zeugen der Urkunde weisen auf (847 )853 hin. Von der ersten Nennung von Mindelheim im Jahre 1046 liegt nur eine Kopie des 13. Jh. vor, wo der Ort dann bereits in seiner heutigen Schreibweise eingetragen wurde ( MG DD Heinrich III., Nr. 170, S. 212f., Augsburg, 1046 Sept. 7). Württ. Urkundenbuch Bd. 1, Nr. 233, Worms, 1075, Oktober 9, („Adelgoz de Mindilowa“). Notitia fundationis des Klosters St. Georgen/Schwarzwald, Generallandesarchiv Karlsruhe, Handschriften, Signatur: 65 Nr. 511, 1095. (Bei dem genannten „Choringen“ ist nicht sicher ob es sich um einen Verschreiber für „Chnoringen“, also Knöringen bei Burgau, handelt). Lorenz Scheuenpflug: Zur würm- und nacheiszeitlichen Talgeschichte der Wertach außerhalb der Jungendmoränen, in: Berichte des naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben e.V. 93-1, Augsburg 1989, S.14 27 . Württ. Urkundenbuch Bd. 5, Nr. N29, Reate, 1225, August 16, („...in Speche molendinum unum.“). Hans Müller: Die Mindel, von der Quelle bis zur Mündung, 2010 Mindelheim.( Mit Fotos aller Orte an der Mindel und der noch stehenden ehemaligen Mühlen, Kurzbeschreibungen). Betreffs Torfstechen siehe auch Beitrag in „Burgau aktuell“ 8/17 von Irmgard Gruber-Egle. Technische Angaben wie Geodaten, mittlerer Abfluss, Hochwasserabflüsse in m³/s etc. sind im Internet unter Mindel, Gewässerkennzahl DE 116 abrufbar. Foto: Die Hauptschüttung der Mindelquelle am Fuß des Mindelberges (Jürgen Schweizer).

Dr. Philipp Jedelhauser
Historischer Verein Burgau Stadt und Land e. V.