von Josef Bogner München,
ergänzt und aktualisiert von Fridolin Merz, Burgau

Der folgende Beitrag basiert auf einem Aufsatz von Josef Bogner, München, der 1984 in der Zeitschrift „Archiv für Postgeschichte in Bayern“, Heft 2, Seite 264 bis 276 erschienen ist. Der Nachdruck von Teilen des Aufsatzes erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Redaktion DAS ARCHIV – Magazin für Kommunikationsgeschichte in Frankfurt/Main.


Bis auf weiteres besorgte die Witwe Zäzilie Frey, (geb. am 6. November 1865 in Altenstadt/Iller) die Poststallgeschäfte zu den bisherigen Bedingungen. (Hier endete unser Beitrag „Die Geschichte der Post in Burgau Teil I“, in der Maiausgabe von Burgau aktuell).

Laut Vertrag vom 25.Oktober 1906 zahlte das Postärar für die täglich viermaligen Postfahrten Burgau   Bahnhof – Stadt 1500 M. Anno 1916 bat Zäzilie Frey das Oberpostamt Augsburg um Erhöhung der Jahreseinnahmen, weil sie, statt etwas zu verdienen, Geld zusetzen müsse; besonders hätten sich die Futtermittel verteuert. Das Postpferd benötige täglich ca. 25 Pfund Heu und  drei Pfund Hafer. Wegen der Ablösemöglichkeit standen zwei Pferde im Stall, von denen die Heeresverwaltung 1914 eines wegnahm. Das andere Pferd ging ein, konnte aber ersetzt werden. In Einsicht des Notwendigen wurden die bisherigen Einkünfte von 2100 M auf 2532 M erhöht.

 
Der letzte Postillion in Burgau, Otto Frey im Januar 1929

Ein Jahr später (1917) suchte die Poststallhalterin erneut um Erhöhung der Fahrtgelder nach und begründete ihr Gesuch wieder mit der Verteuerung der Futterpreise. Außerdem sei das Pferd überfordert; die Eisenbahn–Fahrzeiten zwingen zur Bereithaltung eines zweiten Pferdes für täglich drei Fahrten. Infolge der wachsenden Paketbeförderung ergäbe sich eine Mehrbelastung des Postwagens, dadurch wiederum entstünde Platzmangel und wegen diesem minderten sich die Einnahmen aus der Personenbeförderung.

Die Oberpostdirektion Augsburg erhöhte darauf die Einkünfte für fünf Fahrten pro Tag von 2532 M auf 3060 M; im Jahre 1919 zeichnete sich mit 6456 M die allmählich heraufziehende Inflation ab.






Eine Kostenberechnung des Jahres 1917 für den Poststall lautete:

Jahresausgaben:

für einen Postillion                                  547,50 M
für Verköstigung                                    912,50 M
für Invaliden- und Krankenversicherung     22,00 M
für ein Kurspferd                                   1326,00 M
für die Sonntagsablösung                       66,00 M
an Unternehmergewinn                         200,00 M
an Jahresvergütung                              3055,00 M
monatl. Markenanteil                             255,00 M
Unterhalt für ein Pferd pro Jahr              730,00 M
                                                        _________
                                                        7114,00 M

Jährliche Einnahmen:

Verkauf von Pferdedung                475,00 M
aus der Personenbeförderung         475,00 M
                                                _________
                                                950,00 M

Nach Regus trat am 1. Mai 1893 Postexpeditor Mathias Pfluger aus Kirchenlamitz den Expeditions- und Telegraphendienst in Burgau-Stadt an. Pflugers Jahresbezüge bestanden aus 1932 M Gehalt + 228 M für Miete und Regie. Nach acht Jahren wurde Pfluger versetzt und für ihn zum 1. Februar 1901 der Postgehilfe Gustav Schenk aus Neumarkt a.d.Rott für den Expeditions- und Telegraphendienst in Burgau I (Stadt) verpflichtet. Schenks Besoldung errechnete sich aus 1590 M Jahresaversum + 372 M für Miete und Regie.

Von 1907 – 1909 versah Karl Lischer die Geschäfte seiner Vorgänger gegen etwa dieselbe Entlohnung und von 1909 – 1935 tat Postmeister Otto Decker in Burgau-Stadt langjährigen Dienst.  Besondere Ereignisse sind sonst nicht hervorgehoben, es seien denn die Kreigsjahre 1914 – 1918, die eine Fülle kriegsbedingter Einschränkungen brachten.


Die Post nach 1918

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und nach Rückkehr der Postbediensteten wurden die fünf weiblichen Aushilfskräfte wieder entlassen. In Bayern verschwand der Sonntags-Zustelldienst, die 48- bzw. 44-stündige Wochenarbeitszeit wurde eingeführt und die täglich zweimalige Ortszustellung angeordnet. Die Oberpostdirektion (OPD) Augsburg verfügte am 23. Juli 1923 die Trennung des Postdienstes vom Eisenbahndienst in Burgau II (Bahnhof) mit Wirkung vom 2. August 1923. Damit war die Zweigdienststelle des Postamtes Burgau I (Stadt) geschaffen – die Eisenbahnverwaltung stellte den Warteraum im Bahnhof als Postlokal zur Verfügung.

Im Jahre 1925 kam die Postagentur Wettenhausen verwaltungsmäßig zu Burgau, die Postbeförderung erledigten Privatkraftwagen, gleichzeitig wurden die Cariolpost nach Burtenbach und der Poststall Wettenhausen aufgelöst.

Die OPD Augsburg schrieb am 31. Mai 1927 an die Poststallhalterin Zäzilie Frey: „Die Leistungen des Poststalles Burgau haben sich seit 1920 wiederholt verändert. Statt täglich dreimaliger Omnibusfahrten werden jetzt werktags nur noch zweimal, Sonn- und Feiertags einmal Fahrten gemacht. Zum unbedeutenden Reiseverkehr reicht statt des Omnibusses ein Packwagen. Außerdem hat auch die Stadtgemeinde einen Kraftomnibus-Verkehr zwischen Bahnhof und Stadt in Bewegung gebracht. Die Postomnibus-Fahrten werden ab 1. Juni 1927 in einspännige Paketwagenfahrten ohne Personenbeförderung umgewandelt.


Ein sog. „Landkraftpostwagen“, vor dem Haus Stadtstr. Nr. 239, Innenhof

Mit Verfügung der OPD Augsburg vom 11. Januar 1929 wurde die Posthalterin Zäzilie Frey aufgrund ihrer Kündigung vom Poststalldienst entlassen; gleichzeitig wurde der Poststalldienst in Burgau aufgehoben und die Vergütung von jährlich 1644 M eingezogen. Zäzilie Frey hatte den Poststalldienst über 36 Jahre besorgt und zu Anfang ihrer Dienstzeit auch den Expeditionsdienst. Die Zweigdienststelle Burgau II (Bahnhof) wurde zurückgenommen und in eine Postagentur mit Sitz in der Bahnhofwirtschaft Ziegler umgewandelt. Die Postbeförderung zu den Landorten geschah damals noch vorwiegend zu Fuß oder mit Pferdefahrzeugen.

Gastwirt Johann Ziegler sen., geb. 1873 in Mattsies (Kreis Mindelheim), verehelicht mit Anna Bürzle aus Bellenberg, war Inhaber der Postagentur Burgau II (Bahnhof). Als Dienstbeihilfen waren die Ehefrau Anna und Sohn Johann verpflichtet worden. – Am 16. September 1932 wurde Ziegler sen. antragsgemäß aus dem Dienst entlassen. Schon am darauffolgenden Tag übernahm der gleichnamige Sohn Johann Ziegler jun., ehelich verbunden mit Anna Zahler aus Röfingen, gegen Vergütung von jährlich 945 M den Dienst.

Vom 1. Oktober 1936 an versah in der nunmehrigen Poststelle Burgau (bisher Agentur) Bahnhof die Ladeschaffnersfrau Anna Spahn die Arbeiten gegen Zahlung von 120 M jährlich. Sie kündigte aber bereits zum 31. Oktober d. J. und, nachdem sich keine Nachfolge fand, erfolgte die Auflassung am 1. November 1936.

Ebenfalls ab 1. Oktober 1936 wurde der Post in Burgau eine Landkraftpostlinie zugewiesen, die werktags zweimal und sonn- und feiertags einmal befahren wurde. Die Linie berührte folgende Orte: Burgau - Postamt – Bahnhof – Röfingen – Konzenberg – Hafenhofen – Haldenwang – Roßhaupten – Glöttweng – Scheppach – Goldbach – Wettenhausen – Hammerstetten – Limbach – Großanhausen – Unter- und Oberknöringen – Burgau.


Lokale der Postexpedition Burgau-Stadt

Die 1811 zunächst angelegte Briefsammlung in Burgau beim Sternwirt Bemmer befand sich im Haus Nr. 251 (Stadtstraße, Modehaus Frey). – Am 1. September 1827 kam die 1815 in Burgau eingerichtete „Unterlegpost“ mit dem Poststall im heutigen Anwesen Gasthof „Zur Post“ unter. Dieses Haus trägt außen die Jahreszahl 1772, inzwischen wurde der Giebel verändert, von den Anbauten blieben lediglich Reste des einstigen Pferdestalles, d.h. das typische ältere Gewölbe und Überbleibsel vom Futterbarren mit einer Stützsäule längere Zeit erhalten.

Ab 1. Dezember 1884 ließ sich die Postexpedition im Erdgeschoß des „Moserhauses“ (Eigentümer Säcklermeister Johann Michael Moser), Hausnummer 258 am Marktplatz nieder. Der Poststall verblieb auch künftig im Gasthaus „Zur Post“. Das „Moserhaus“, dessen Posträume für 198 M jährlich gemietet waren, steht noch, wenn auch baulich stark verändert.

Am 1. Februar 1901 mietete die Post vom Stadtmagistrat Burgau die Parterreräume des Schrannenlokals in der alten Mädchenschule, Haus Nr. 256 am Marktplatz. Diese Räume erhielten durch Umbau einen Schaltervorplatz, einen Abfertigungsraum, eine Remise für den Packkarren und eine Holzlege. Sie  waren am 17. Dezember 1905 bezugsfertig. Die jährliche Miete von 204 M stieg in der Folge mehrmals.

 
Die Mädchenschule und das Haus Moser, waren zeitweise Lokale der Postexpedition Burgau

Den ständig gewachsenen Anforderungen genügten die Postlokalitäten indes längst nicht mehr, weshalb die Post der Stadt zum 1. Oktober 1923 den Vertrag kündigte. Die OPD Augsburg kaufte das Gasthaus „Zum Hirsch“, Haus Nr. 239 in der Stadtstraße, ließ es abbrechen und für postalische Zwecke neu aufbauen; es wurde das neue Postamt. 1938 wurde ein neuer Dachstuhl aufgesetzt und moderne Betriebsräume mit einer entsprechenden Schalterhalle wurden eingebaut – damals der Stolz des Postamtes! -Da aber nichts beständig ist, begann 1969 abermals ein in drei Abschnitten durchgeführter Umbau. Im September 1972 feierte man die Inbetriebnahme.


Text und Bilder: Buch „Historisches Burgau“, Hrsg. Historischer Verein Burgau Stadt und Land e.V., Burgau 2014
                                   
                                    Irmgard Gruber-Egle
                                    Historischer Verein
                                    Burgau Stadt und Land e. V.
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